Gewinner und Verlierer der €1,14 Billionen EZB-Geldspritze
23.01.15
07:12
Gewinner:
- Wer es sich leisten kann sein Erspartes in Aktien zu stecken, profitiert von den 60 Milliarden Euro pro Monat, die die EZB über ihre Notenpresse schöpfen wird. Der DAX klettert auf ein Allzeithoch bei 10.436 Punkten. Der ATX hängt bei 2.230 Zählern im Vergleich zu den deutschen Blue Chips (noch) in den Seilen.
- Goldfinger wittern bereits Morgenluft. Die Feinunze (31,1 Gramm) ist in diesem Jahr bereits um zehn Prozent auf 1.304 US-Dollar gestiegen. Von seinem Rekordhoch bei 1.923 US-Dollar ist die Goldpreisentwicklung noch knapp 50 Prozent entfernt. Für den Untergangsdoktor Marc Faber ist das gelbe Edelmetall der Trade des Jahrhunderts.
- Die deutschen Autohersteller könnten bald eine eigene Schifffahrtsgesellschaft gründen, weil sie aufgrund des schwachen Euros eine nie dagewesene Menge an Autos in die USA und nach China verschiffen.
Verlierer:
- USA-Urlauber müssen tiefer in die Tasche greifen. Eine Nebenwirkung von Mario Draghis Anleihekaufprogramm von 1,14 Billionen Euro ist die massive Wechselkursabwertung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar. War 1 Euro im Mai 2014 noch 1,40 Dollar wert, sind es aktuell nur noch 1,13 Dollar (-19,29 Prozent).
- Anleihekaufprogramme tendieren dazu die Kluft zwischen Arm und Reich zu vergrößern. Der US-Notenbank (Fed) war es so peinlich den vor Gewinn strotzenden Banken der Wall Street massiv geholfen zu haben, dass die Fed die Chefvolkswirte der Großbanken auf das letzte Prestigetreffen in Jackson Hole ausnahmsweise nicht einlud. Fed-Chefin Janet Yellen referierte sodann darüber, warum die Lohnsteigerungen bisher dürftig ausfielen und viele Amerikaner trotz des Aufschwungs in Armut leben müssten.
- Frankreich und Italien könnten es sich in der Reformhängematte gemütlich machen, weil die EZB als Käufer letzter Instanz für ihre Staatsanleihen auftritt. Das Nachsehen hätte die junge Generation, die aufgrund verkrusteter Strukturen auf den Arbeitsmärkten keine vernünftigen Jobs findet. Die Arbeitsmärkte Südeuropas seien diskriminierend, stellte EZB-Chef Mario Draghi bereits mehrfach fest.
Weder noch:
- Franken-Fremdwährungskreditnehmer wären Gewinner, wenn Frankreich und Italien nun Reformen zur Erhöhung ihrer Wettbewerbsfähigkeit durchführten. Das Wachstum im Euroraum würde sich erhöhen, was wiederum den aktuell bei 0,9890 Franken liegende Eurokurs anschöbe. Gemäß dem früheren Chefökonom der EZB, Jürgen Stark, wird daraus aber nichts. Die Länder hätten keine politische Kraft Reformen durchzuführen. Das wüsste man auch insgeheim bei der EZB.