Lizenz zum Lügen: Franken-Kreditnehmer sind Leidtragende
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Lizenz zum Lügen: Franken-Kreditnehmer sind Leidtragende

Franken-Kreditnehmer, die sich gegen den Absturz des Euros extra abgesichert haben, stehen im Regen. Ursache: Die Banken haben ihnen etwas versprochen und sich nicht daran gehalten. Viele Kreditnehmer haben ihre Darlehen mit einem Euro-Konvertierungsauftrag (Stop-Loss) knapp unter einem Wechselkurs von EUR/CHF 1,20 abgesichert. Tatsächlich sind die Darlehen aber bei einem Eurokurs von 1,00 oder darunter konvertiert worden, wie sich jetzt herausstellt.

Das plötzliche Mindestkurs-Aus wird in Österreich ein juristisches Nachspiel haben. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann man freilich nicht belangen. Sie habe eine "Lizenz zum Lügen", bringt es Anatole Kaletsky, Chef-Volkswirt und Mitgründer der Research-Firma Gavekal Dragonomics, im Gespräch mit CNBC auf den Punkt. Österreichische Banken haben aber keine "Lizenz zum Lügen".


In einem besonders prekären Fall soll ein Euro-Konvertierungsauftrag nicht bei EUR/CHF 1,1950 sondern bei 0,96 ausgeführt werden. Für einen Franken-Kreditnehmer, der ein Darlehen im Gegenwert 150.000 Euro im Jahr 2002 zu einem Wechselkurs von EUR/CHF 1,45 aufnahm, bedeutet dies: Er steht nicht mit 182.008 Euro sondern mit 226.563 Euro unter Wasser.

Durch die Konvertierung handelt es sich nicht länger im Papierverluste, sondern echte Verluste in Höhe von 76.563 Euro. Um genau dies zu verhindern, haben sich Kreditnehmer oft mit einem Stop-Loss abgesichert. Allerdings wurden die Aufträge wegen der plötzlichen Aufgabe des Mindestkurses erst ausgelöst, als es schon zu spät war.

Anwälte seien sich einig, dass der Fehler in der falschen Wahl des Absicherungsinstrumentes gelegen habe. Stop-Loss-Orders seien das Falsche bei hoher Volatilität, berichtet das Wirtschaftsblatt. Als zuverlässiges Absicherungsinstrumente gelten Devisenoptionen. Auch hätte man sich mit einem ETF absichern können. Diese Möglichkeiten wurden von vielen Banken offenbar nicht in Erwägung gezogen.