Die harsche Griechenland-Kritik der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, zeigt Wirkung. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Kapa Research im Auftrag der Zeitung „To Vima“. Die konservative Partei „Neue Demokratie“ liegt mit 5,7 Prozent vor dem linkspopulistischem Syriza-Bündnis.
Lagarde hat in einem Interview mit der britischen Zeitung „Guardian“ Athen jeglichen Hoffnung auf eine Sonderbehandlung eine Abfuhr erteilt. Der Weltwährungsfonds müsse sich auch um Entwicklungsländer kümmern und habe deswegen kein Problem dem vergleichsweise reichen Griechenland ein hartes Reformprogramme aufzuerlegen.
Ein Vergleich mit Afrika scheint die Griechen in diesem Zusammenhang besonders zu entzürnen. Auf eine Frage, ob sie denn kein Mitleid mit dem schlechten Zustand des griechischen Gesundheitswesens habe, sagte die IWF-Chefin:
„Ich sorge mich viel mehr um die Kinder in einem kleinen Dorf in Niger, die zwei Stunden Unterricht am Tag haben und sich zu dritt einen Stuhl in der Schule teilen. Sie brennen darauf, Bildung zu bekommen. An diese Kinder denke ich die ganze Zeit. Denn ich glaube, sie brauchen viel mehr unsere Hilfe als die Menschen in Athen.“
Der Sprecher der jahrzehntelang regierenden Neuen Demokratie (ND), Giannis Michelakis, weist jede Verantwortung von sich und seiner Partei: „Ich verstehe nicht, was das soll. Es ist als ob man den Kranken, dem man die falsche Medizin gegeben hat, zur Verantwortung zieht.“
Insgeheim dürfte sich ND-Parteichef Antonis Samaras jedoch über die Äußerungen von Lagarde freuen, weil sie seine Wählerschichten mobilisieren und sein Traum von Amt des Ministerpräsidenten doch noch wahr werden könnte.
Die Links- und Rechtspopulisten konnten bisher ihre Schuldzuweisungen durch harsche Kritik an Deutschland glaubhaft in der Bevölkerung verankern (70 Milliarden Euro Kriegsreparationen). Dass nun der IWF und eine ehemalige pro-griechische Finanzministerin Frankreichs Hellas am schärfsten kritisiert, könnte einen Umdenkungsprozess einleiten.
Lagarde ist bekannt dafür, durch den Ort ihrer Interviews eine gewisse Symbolik ausdrücken zu wollen. Deutschland kritisierte die IWF-Chefin wegen seiner einseitigen Ausrichtung auf Exporte direkt in Berlin und nicht in Brüssel. Für ihre Griechenland-Kritik nutzte sie Großbritannien. In London tummeln sich die meisten reichen Griechen, die keine Steuern zahlen und ihr Geld in teuren Immobilien anlegen.
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Lagarde mobilisiert konservative Griechen
28.05.12
15:58