Totengräber fordern 1,40er Mindestkurs
Home » » Totengräber fordern 1,40er Mindestkurs

Totengräber fordern 1,40er Mindestkurs

„Wer einen Mindestkurs von Fr. 1.40 fordert, ist ein Totengräber der Schweiz.“ Dies sagte der Ex-Chef der UBS, Oswald Grübel, in einem Gespräch mit der Aargauer Zeitung. „Jeder, der das Gegenteil behauptet, macht keine Vollkostenrechnung. Ich glaube nicht, dass die relative Größe unserer Volkswirtschaft das ohne erheblichen Schaden verkraften kann“, so Grübel.

Der ehemals mächtigste Banker der Schweiz nimmt Stellung zu den Forderungen von Bundesrat Johann Schneider-Ammann, der sich im Schweizer Fernsehen für einen Anhebung des Mindestkurses aussprach: „Tatsache ist, dass die Kaufkraftparität des Schweizer Frankens zum Euro, die liegt höher, die liegt bei 1,35, 1,40. Auch der Volkswirtschaftsminister hätte grundsätzlich gerne, wenn sich der Kurs dort einstellen würde.“


Aktuell notiert der Eurokurs bei 1,2008 CHF, wodurch der Schweizer Franken einen Gegenwert von 83,28 Euro-Cents besitzt. Das Devisenpaar hat mittlerweile große Schwierigkeiten sich über der Marke von EUR/CHF 1,2010 zu halten. Übernacht fiel der Euro kurzzeitig auf 1,2003 CHF und hätte nach Gründonnerstag und Ostermontag beinahe zum dritten Mal die Untergrenze unterschritten.

Geuro

Die Gretchenfrage für die weitere Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro bleibe auf kurze Sicht die Griechenland-Krise. Treten die Hellenen aus dem Euroraum aus, weil sie sich für weitere Hilfszahlungen aus der EU und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht mehr qualifizieren, rechnen Devisenexperten mit Euro-Verkaufsdruck und einem Angriff auf den Mindestkurs.

Der scheidende Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, kann sich vorstellen durch die Einführung eines „Geuros“ einen Austritt Griechenlands zu vermeiden. „Dies könne mit der Ausgabe von Schuldscheinen gelingen, sagte der Ökonom auf der Währungskonferenz der „Welt-Gruppe“ in Berlin. Der Geuro würde es beispielsweise Exportunternehmen erlauben, die Löhne zu senken.

Mayer orientiert sich offenbar am Beispiel Argentinien. Dort hatte man nach dem Zusammenbruch der Banken Ende 2001, zwei offizielle Landeswährungen, nämlich den argentinischen Peso (ARS) und den US-Dollar. Der Peso wertete stark ab und erlaubte es den Unternehmen wieder konkurrenzfähig zu werden. Gleichzeitig förderten die Argentinier ihre Tourismusbranche, in der man bis heute vorwiegend in Dollar abrechnet.