Beim Schweizer Franken Kurs werden die Karten neu gemischt

Der fulminante Anstieg des Euros zum Schweizer Franken weckt Begehrlichkeiten. Am Freitag kletterte der Eurokurs auf ein 16-Monatshoch bei 1,2568 CHF. Österreichische Fremdwährungskreditnehmer, deutsche Einzelhändler in Grenznähe zur Schweiz, Gewerkschaften und nicht zuletzt die Gilde der Spekulanten sind wieder so richtig heiß auf Wechselkursbewegungen.

Das war nicht immer so. Im vergangenen Jahr im Frühjahr und Sommer harrte der Eurokurs in Form von Mikrobewegungen bei 1,2010 CHF aus. Damals war es eine kleine Sensation, wenn es die Gemeinschaftswährung kurzzeitig auf 1,2016 schaffte. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet.

So forderte die Schweizer Dienstleistungsgewerkschaft Unia die Schweizerische Nationalbank (SNB) unverzüglich auf, die Gunst der Stunde zu nutzen, um den Mindestkurs des Euros auf 1,25 CHF anzuheben. Der starke Franken ist Antriebsfeder des Einkaufs-Tourismus, von dem sehr stark die deutschen Einzelhändler im Südwesten des "großen Kantons" profitieren.

"Wir sind immer noch billiger als die Konkurrenz in der Schweiz" zitiert der "Blick" Petra Strauss, Inhaberin des Modehauses Stocker im deutschen Waldshut-Tiengen. "Unser Preis-Leistungs-Verhältnis ist immer noch top", sagt Harald Henning, Leiter der Deutschen Zentrale für Tourismus in der Schweiz, der sich über ein Plus von knapp 10 Prozent bei den Logiernächten von Schweizer Gästen freut.

Für österreichische Franken-Darlehensnehmer ist der Anstieg des Euros besonders interessant. Bei einem endfälligen Darlehen in Höhe von 200.000 Franken spart man im Zuge einer Konvertierung rund 6.500 Euro. Sollte der Eurokurs gar auf 1,30 CHF zulegen, würde man mehr als 10.000 Euro bares Geld sparen.

Hedgefonds wollen den Euro noch viel stärker sehen. Die Wetten auf einen Bruch des Mindestkurses sind passé. "Wer schon für eine Tasse Kaffee in der Schweiz bezahlte, wisse, dass der Franken stark überbewertet ist", sagte Stephen Jen vom Hedgefonds SLJ Macro Partners der "Financial Times". Auf lange Sicht liege der faire Wechselkurs des Euros bei 1,35 bis 1,40 Franken.