Jemand hat eine Bullenherde losgelassen. Devisenhändler jagen die Gemeinschaftswährung auf 1,2385 Schweizer Franken. Das ist der höchste Stand seit 14 Monaten. Analysten suchen händeringend nach Erklärungen für den Blitzanstieg, der vergangenen Donnerstag bei 1,2084 begann. Die Abwertung des Frankens kann man mit der Bildung einer Lawine vergleichen.
Es kommt laufend neuer Schnee hinzu. Ausgelöst wurde die Lawine in der Vorwoche durch die Europäische Zentralbank (EZB). Sie beließ den Leitzinssatz bei 0,75 Prozent. Eine Zinssenkung, die den Euro Richtung Mindestkurs bei 1,20 CHF hätte drücken können, ist nun vom Tisch. Anschließend trat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ins Rampenlicht.
Die ZKB hat das ehrgeizige Ziel eine Großbank zu werden und erschütterte zum Ende der der letzten Woche durch eine Pressemitteilung den Eurokurs CHF. Der im Konjunktiv verfasste Inhalt ist alles andere als brisant. So könne sich die Kantonalbank vorstellen negative Zinsen auf Franken-Einlagen von Kleinkunden einzuführen. Man behalte sich dieses Recht vor, heißt es im eidgenössischen Adelston.
Gestern sorgte sodann die Ratingagentur Standard & Poor's für einen kleinen Paukenschlag, in dem sie die Rückkehr von Irland und Portugal an die Anleihemärkte für das Ende dieses Jahres in Aussicht stellte. Das dürfte der Deutschen Bundesbank nicht schmecken, weil damit wahrscheinlich das Ankaufprogramm von Staatsanleihen der EZB losgetreten werden wird.
Ein in der Öffentlichkeit wenig diskutiertes Detail des Ankaufsprogramms der Europäischen Zentralbank ist, dass man auch solchen Euroländern hilft, die nach einem erfolgreichen Troika-Programm an die Fremdkapitalmärkte zurückkehren. Die Finanzmärkte freuen sich schon jetzt darauf die Milliarden abzugreifen, die Notenbankchef Mario Draghi ins Schaufenster gestellt hat.
Die Risikofreude bleibt somit hoch, wodurch die Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem Schweizer Franken gedämpft wird. Investoren ziehen Geld aus der Schweiz ab, weil ein Auseinanderbrechen des Euroraums sehr viel unwahrscheinlicher ist als vor einem halben Jahr. Damals klebte der Eurokurs knapp über der Untergrenze bei 1,20.
Unterdessen scheint die Schweizer Franken Abwertungslawine der Schnee auszugehen. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,2335 CHF. Einige Spekulanten könnten in den kommenden Tagen Nachrichten streuen, um mit dem Aufwärtsmomentum des Euros abermalig Geld zu verdienen. Es könnte aber auch sehr viel schneller auf das von der UBS prognostizierte Kursniveau von 1,21 gehen.
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Euro steigt wie ein geölter Blitz auf 1,24 Schweizer Franken
15.01.13
10:06