Das Schweizer Wirtschaftswachstum übersteigt die Erwartungen. Die Mindestkurs-Kritiker dürften sich bestätigt sehen. Während der Euroraum in einer Rezession feststeckt, wartet die Eidgenossenschaft mit einer jährlichen Wachstumsrate von 1,4 Prozent auf. Streitbar ist, ob die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) auch ohne die Manipulation des Wechselkurses möglich gewesen wäre.
Die Schweizer Wirtschaftsleistung erhöhte sich im vierten Quartal um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) heute in Bern mitteilte. Im Vergleich zum dritten Quartal gab es eine Zunahme von 0,2 Prozent. Ökonomen hatten mit 0,0 Prozent gerechnet.
Währungskrieger
"Wir sind keine Währungskrieger", sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, in einem Interview mit der Handelszeitung (Donnerstagsausgabe). Es gäbe keinen Abwertungswettlauf zwischen den Zentralbanken. Der Franken sei auch bei einem Eurokurs von 1,20 CHF hoch bewertet.
Es erscheint ein wenig kurios, dass die Schweiz als Insel der Glückseligen mitten in Europa positive Wachstumsraten im vierten Quartal ausweisen kann. Deutschlands BIP schrumpfte um 0,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöhte sich die deutsche Wirtschaftsleistung um mickrige 0,1 Prozent.
Würden Berner Regierung und Züricher Nationalbank freie Wechselkurse zulassen, wäre die Wachstumskluft wahrscheinlich deutlich geringer. Insofern ist die Schweiz augenscheinlich ein "BIP-Krieger".