So harsch hat ein deutscher Spitzenpolitiker Frankreichs Innenpolitik seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vielleicht noch nie kritisiert. "Der Grande Nation droht ein grandioser Absturz", sagte der FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Rainer Brüderle, am Sonntag in Berlin. In Frankreich seien die fatalen Auswirkungen sozialistischer Politik zu beobachten.
Am Devisenmarkt notiert der Eurokurs zum Wochenauftakt knapp unter die Marke von 1,30 Dollar. Gegenüber dem Schweizer Franken sinkt die Gemeinschaftswährung am Montagvormittag von 1,2380 auf 1,2360. Frankreich drohe ein ähnliches Schicksal wie Spanien, sollten die Soziallisten an die Macht kommen, hatte bereits der frühere Präsident Nicolas Sarkozy vor einem Jahr während des Wahlkampfes gewarnt.
Die Regierung von Francois Hollande sucht derweil einen Sündenbock für die desaströse Lage der französischen Wirtschaft. Der französische Industrieminister Arnaud Montebourg fordert die Europäische Zentralbank (EZB) zum Kauf von Staatsanleihen auf. Die Notenbank kümmere sich nicht um die Arbeitslosen, sagte Montebourg in einem Interview mehrerer französischer Medien. Er wünsche sich einen Referenzkurs des Euros von 1,10 oder 1,15 Dollar.
"Aber eine Politik des schwachen Euros wäre genau der falsche Weg", kontert Brüderle. Ein Abwertungswettlauf wäre für die Weltwirtschaft eine Katastrophe. Darüber hinaus steige die Gefahr einer importierten Inflation. Dauerhaft helfe nur die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
"Die französischen Beschäftigten bekommen hohe Gehälter, aber sie arbeiten lediglich drei Stunden. Sie haben eine Stunde für ihre Pausen und das Mittagessen, unterhalten sich drei Stunden und arbeiten drei Stunden. Ich habe das den Gewerkschaftern ins Gesicht gesagt und sie haben mir geantwortet, das sei so in Frankreich", beschwerte sich der Chef des US-Reifenkonzerns Titan, Maurice Taylor, in einem Brief an Montebourg.
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Berlin: "Der Grande Nation droht ein grandioser Absturz"
11.03.13
10:09