Nicht alle Franken-Kreditnehmer in Europa kommen in den Genuss eines Mindestkurses. In Deutschland und Österreich werden die Besitzer von CHF-Darlehen durch die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eingezogene Euro-Untergrenze bei 1,20 CHF beschützt. In Ungarn ist das nicht der Fall. Dort wertet die eidgenössische Währung doppelt so stark auf. Darlehensnehmer stehen zweimal so tief unter Wasser.
Etwa 20 Kilometer südlich der ungarischen Hauptstadt Budapest hat die Regierung den Wohnpark Ócsa gebaut. Er ist ein Auffanglager für Opfer von Franken-Krediten. Eine große Mehrheit von Ungarn hat Kredite in Fremdwährungen aufgenommen.
Ungarns Wirtschaftskrise und das Tauziehen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) führte zu einer drastischen Abwertung des ungarischen Forint. Die Folge: Viele Ungarn können ihre Kredite nicht zurückzahlen. Sie müssen ihre Eigenheime verlassen und haben die Möglichkeit in den Wohnpark Ócsa umzusiedeln. Dort will die Regierung Familien einen Neuanfang ermöglichen.
Seit Juli 2008 kletterte der Wechselkurs des Frankens gegenüber dem Forint (HUF) von 143 auf 236 (+65,03 Prozent). Gegenüber dem Euro verteuerte sich der Schweizer Franken in den zurückliegenden sechs Jahren von 60 auf 80 Euro-Cents (+33,33 Prozent). Aus der Perspektive der Gemeinschaftswährung gab es einen Einbruch von 1,68 auf 1,24 CHF.
Deutschsprachige Franken-Schuldner haben Glück im Unglück. Hätte die SNB den Euro-Mindestkurs nicht eingezogen, wären sie wahrscheinlich mit einer Franken-Aufwertung von über 60 Prozent konfrontiert gewesen. Dies entspräche einem Eurokurs von 1,00 CHF. Wenige Wochen vor der Einführung der Untergrenze im August 2011 notierte der Eurokurs zwischenzeitlich bei 1,01 CHF.
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CHF-Fremdwährungskreditnehmer werden umgesiedelt
13.05.13
11:45