Der Euro kommt dem Mindestkurs bei 1,20 Franken immer näher. Am Freitag sank die Gemeinschaftswährung bereits auf 1,2238. Die Talfahrt droht sich fortzusetzen, weil als sichere Häfen wahrgenommene Währungen von der Pleite der US-Bundesverwaltung profitieren dürften. Darüber hinaus herrscht in Italien wieder Politik-Chaos.
In Anbetracht den politischen Krisen in den USA und Italien ist mit erhöhten Kursausschlägen an den Devisenmärkten zu rechnen. Für den Eurokurs CHF besteht die Gefahr eines Abdriftens in den Bereich 1,20-1,21. Zuvor müsste noch eine charttechnische Unterstützung bei 1,2200-1,2220 gebrochen werden. Die Chancen für einen solchen Bruch stehen gut, weil die 200-Tage-Linie bereits gerissen ist.
Es sieht danach aus, dass die USA mit dem Beginn des Haushaltsjahr am 1. Oktober zahlungsunfähig werden. Demokraten und Republikaner können sich nicht darauf einigen die Regierung mit Haushaltsmitteln auszustatten. Einen Zahlungsausfall hatte es zuletzt unter Präsident Clinton 1995-1996 gegeben. Er ist weniger gravierend als die Schuldenobergrenze, die bis zum 17. Oktober angehoben werden muss.
Politikversagen
Wenn der US-Staat seine Rechnungen nicht mehr begleichen kann und Angestellte im öffentlichen Dienst zu Hause bleiben müssen, ist die logische Konsequenz eine Verschlechterung der Verbraucherstimmung. Etwa zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung hängen am inländischen Konsum. Investoren neigen dazu ihr Geld in sicheren Häfen, zu denen der Schweizer Franken gehört, zu parken.
Als eine noch größere Gefahr für den Eurokurs CHF gilt Italiens Politik-Kaste. Die Berlusconi Partei PdL hat offenbar auf Anweisung des Medienmoguls ihre Minister aus der Regierung zurückgezogen. Rom steht erneut davor unregierbar zu werden. Am Dienstag will der sozialdemokratische Ministerpräsident Enrico Letta die Vertrauensfrage im Parlament stellen. Wenn Letta fällt, dürfte auch der Eurokurs fallen.
Neben den politischen Krisen in den USA und Italien steht die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Fokus. Die Tagung findet aufgrund eines deutschen Feiertages bereits am Mittwoch statt. EZB-Chef Draghi könnte das nächste Kreditprogramm für die klammen Banken in den Euro-Südstaaten ankündigen. Eine neue Euro-Geldschwemme spräche für einen stärkeren Schweizer Franken.