Die Schweizer Wirtschaft kann vor Kraft kaum laufen. Somit gibt es derzeit keinen Bedarf für einen schwächeren Franken. Der Eurokurs sinkt von 1,2370 auf 1,2335 CHF. Mittlerweile erholt sich auch der Schweizer Tourismus, der laut den Befürwortern der Mindestkurspolitik neben dem Produzierenden Gewerbe ein große Verlierer der jahrelangen Euro CHF Abwertung sein soll.
"Die jüngste Entwicklung des Konjunkturbarometers lässt erwarten, dass das Wachstum der Schweizer Wirtschaft während der kommenden Monate im Vorjahresvergleich deutlich positiv ausfällt", teilte die Konjunkturforschungsstelle (KOF) heute mit. Das KOF Konjunkturbarometer kletterte im Oktober mit 1,72 Punkte auf den höchsten Stand seit Juli 2011.
Auch das Schweizer Hotelgewerbe könnte mit einem Wechselkurs des Euros unterhalb von 1,20 Franken wohl klarkommen. "Zudem dürfte der Tourismus die Talsohle mittlerweile hinter sich gelassen haben", berichtet die UBS.
Der UBS Konsumindikator stieg von 1,32 Punkten im August auf 1,56 Zähler im September, wie die Schweizer Großbank heute kundtat. Äußerst positiv ist nach wie vor die Lage bei Neuwagen. Die Immatrikulationen erreichten im September den zweithöchsten Wert im Vergleich zu den vergangenen zehn Vorjahresmonaten. Auch im Detailhandel setzt sich die Verbesserung der Geschäftslage fort.
Lahme Ente
In Anbetracht der robusten Konjunkturdaten ist das Festhalten an dem Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken nicht nachvollziehbar. Ähnlich wie die US-Notenbank Fed könnte die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen guten Ausstiegszeitpunkt aus ihrer ultralockeren Geldpolitik verpasst haben.
Ökonomen weisen immer wieder darauf hin, dass es nicht die absolute Höhe von Wechselkursen ist, die Unternehmen schädige. Vielmehr sind es große Kursschwankungen. Dieser Theorie zufolge hätte die Schweizer Wirtschaft überhaupt kein Problem mit einem Eurokurs von 1,10 Franken klarzukommen, wenn die Schwankungen (Volatilität) ähnlich gering ausfielen wie in den letzten zwei Jahren.
Weil die Fed an ihrem Anleihekaufprogramm (QE3) festhält und die Märkte nach wie vor uneingeschränkt mit Zentralbankgeld flutet, ist die Volatilität an den Finanzmärkten derzeit sehr niedrig. In einem solchem Umfeld würde es durchaus Sinn machen aus der Mindestkurspolitik auszusteigen.
Die Bank von England hat diese Chance genutzt, indem sie ankündigte, ihr Anleihekaufprogramm auslaufen zu lassen. Im Gegenzug hat man eine stetige Aufwertung des Britischen Pfundes in Kauf genommen. Solange die Wirtschaft wächst haben Unternehmen keine Probleme mit einer solchen Wechselkursaufwertung.
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SNB verpasst gute Gelegenheit für Abkehr vom Mindestkurs
30.10.13
14:20