Die Schweiz ist an die Geldpolitik der Eurozone gekettet, stellt der Volkswirtschaftsprofessor Reto Föllmi von der Universität St. Gallen in einem Gastbeitrag für die "Neue Zürcher Zeitung" fest. Ursache ist die Einführung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken, die zugleich eine Abkehr vom einer eigenständigen Zinspolitik bedeutete.
Das Dilemma: "Die Schwierigkeit mit der Untergrenze besteht darin, dass sie der SNB das Instrument der Zinssatzpolitik wegnimmt. Eine Straffung der Geldpolitik angesichts des boomenden Immobilienmarktes ist nicht möglich, da eine Zinserhöhung sogleich den Aufwertungsdruck auf den Franken erhöhen würde", schreibt Föllmi.
Ein Szenario für die Beendigung des Mindestkurses hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) bereits im Sommer auf den Tisch gelegt. Zunächst müsse die Euro-Untergrenze bei 1,20 Franken abgeschafft werden. Danach werde es zu einer Anbhebung der Leitzinsen kommen, sagte der SNB-Vizepräsident Jean-Pierre Danthine.
Der Schweizer Leitzins (3-Monats-Libor) beträgt derzeit 0,02 Prozent. Weil die Zinsen seit Jahren bei Nullprozent liegen, besteht die Gefahr einer Immobilienblase. Den boomenden Immobilienmarkt könne man nur über Zinserhöhungen wieder einfangen, stellt Föllmi fest.
"Irgendwann muss man von einer festen Kursuntergrenze wegkommen, denn auf lange Frist kann es nicht das Ziel der SNB sein, die Geldpolitik der EZB mit all ihren Inflations- und Zinsrisiken zu übernehmen", fügt der Ökonom an.
Es könnte jedoch genau auf dieses Szenario heraus laufen, über das man offiziell bisher weder in Bern noch in Zürich nachdenkt. So könnte es die Schweiz Dänemark gleichtun, das seine Krone permanent an den Euro gebunden hat. Dies hätte zur Folge, dass die 107-jährige SNB keine selbstständige Geldpolitik mehr betreiben könne.
Home »
EURCHF Analyse
» Experte erklärt, wie SNB mit Mindestkurs weiter verfahren soll
Experte erklärt, wie SNB mit Mindestkurs weiter verfahren soll
20.11.13
13:45