Ein Ökonom, zwei Meinungen: "In meinen Augen ist die Euro-Franken-Deckelung bei 1,20 bereits heute nutzlos, und die SNB wird sie als zukünftige Sicherung beibehalten”, zitiert Bloomberg Attilio Bertini von der italienischen Bank Credito Valtellinese. Warum sollte etwas Nutzloses beibehalten werden? Weil es alternativlos ist, würde die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagen, die Griechenlands erstes Rettungspaket so bezeichnete.
Um den Euro-Mindestkurses muss man sich gemäß einer aktuellen Bloomberg-Umfrage keine Sorgen machen. 64 Prozent rechnen mit einer Beibehaltung der Untergrenze bis zum ersten Quartal 2015. Das Ergebnis deckt sich in etwa mit einer Erhebung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), wonach der Mindestkurs erst im Oktober 2015 abgeschafft werden soll.
Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,2310 Franken. Sie notiert um mehr als drei Rappen über dem Mindestkurs. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss seit mehr als einem Jahr nicht mehr eingreifen, um die Untergrenze zu verteidigen. Dass sich der Euro derzeit aus freien Stücken problemlos über der Schwelle von 1,20 hält, ist dennoch falsch.
Die Bremsspuren der SNB-Wechselkursmanipulation bleiben allgegenwärtig. Hintergrund ist der rapide Zuwachs der Fremdwährungsbestände. Zur Durchsetzung des im September 2011 eingeführten Mindestkurses häufte die SNB Devisenreserven im Gegenwert von 250 Milliarden Euro zusätzlich an. Um die Manipulation zu beenden, müsste die Nationalbank diese Reserven wieder abstoßen.
Ein solcher Verkaufsvorgang würde den Euro unter Druck bringen. Die Gemeinschaftswährung fiele womöglich auf 1,01 Franken, wo sie vor der Einführung des Mindestkurses, im August 2011, notierte. Bertini dürfte mit "zukünftige Sicherheit" meinen, dass die Schweizerische Nationalbank einen solchen Absturz auf jeden Fall verhindern will.
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Keine Abkehr vom "nutzlosen" Mindestkurs bis 2015
18.11.13
12:49