Der Euro hat die hohen Erwartungen der Hedge Fonds nicht erfüllt. Die Gemeinschaftswährung notiert trotz des für Spekulanten so attraktiven Mindestkurs "nur" bei knapp 1,22 Franken. Es gibt mittlerweile bessere Börsenwetten, mit denen sich richtig Geld verdienen lässt. So dürften die Aktienkurse von Banken bei EZB-Anleihekäufen nach oben schießen.
Zunächst sah die Einziehung der Euro-Untergrenze wie ein gefundenes Fressen für Spekulanten aus. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) begrenzte das Verlustpotential auf 1,20 Franken. Wer Euros zu Kursen von 1,21 oder 1,22 Franken kaufte, würde enorme Gewinne machen, sollte es zu einer Rückkehr der Gemeinschaftswährung auf 1,30 oder gar 1,40 Franken kommen.
Nachdem sich Hedge Fonds mit Euros eingedeckt hatten, folgte das übliche Streuen von Gerüchten und die verbalen Attacken in den Medien.
Ein Beispiel: Jeder, der einen Kaffee in der Schweiz gekauft hat, weiß von der derben Überbewertung des Schweizer Frankens", zitierte die Financial Times im Januar 2013 den Chef des auf Währungen spezialisierten Hedge Fonds Stephen Jen von SLJ Macro Partners. "Der langfristige faire Wert liegt in der Nähe von EUR/CHF 1,35 bis 1,40."
Geholfen hat das nicht. Der Euro notierte zuletzt bei 1,2170 Franken. Hedge Fonds satteln nun um. Weil die Deflationsgefahren im Euroraum wieder zunehmen, setzt man auf ein anderes Ereignis: Den Kauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB).
No-Brainer
Börsengurus in New York sprechen bereits von dem nächsten "No-Brainer" (Kinderspiel). Den letzten No-Brainer gab es beim Kauf von griechischen Staatsanleihen, die an Wert deutlich zulegten, nachdem die Eurogruppe zugesichert hatte, Athen nicht pleite gehen zu lassen.
Die jährliche Inflationsrate in der Eurozone sank im Juli auf 0,4 Prozent, teilte Eurostat gestern mit. Analysten hatten 0,5 Prozent erwartet. Wegen der sinkenden Teuerung steigen die Chancen, dass die EZB bald Staatsanleihen kauft. Sollte sie dies tun, müssten die Aktien von Banken deutlich zulegen.
In den USA haben die amerikanischen Großbanken von den massiven Anleihekaufprogrammen der Fed am meisten profitiert. Es hat sogar den Anschein, dass sich die Fed inzwischen ein wenig geniert, den Banken so viel Geld zugeschanzt zu haben.
So hat Notenbankchefin Janet Yellen die Chefvolkswirte der US-Großbanken auf die traditionelle Konferenz in Jackson Hole in diesem Jahr nicht eingeladen. Dies sei ein klares Zeichen dafür, dass die Fed nicht als elitäre Notenbank gelten wolle, die den kleinen Mann auf der Straße links liegen lasse, sagen Beobachter in Washington.
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Spekulanten winken beim Franken ab und nehmen EZB ins Visier
01.08.14
10:39