Zieht die Schweiz die 1-Billion-Mindestkurs-Notbremse?
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Zieht die Schweiz die 1-Billion-Mindestkurs-Notbremse?

Aus der Sicht der Schweiz läuft an den Finanzmärkten derzeit alles gegen sie. Der Euro wertet gegenüber dem Schweizer Franken ab. Gleichzeitig steigen die Devisenreserven. Nach drei Jahren Mindestkurspolitik müsste es genau umgekehrt sein. Die Reformverschlepper Frankreich und Italien halten die Eidgenossenschaft im Würgegriff.

Der Stand der Devisenreserven kletterte seit der Einführung des Euro-Mindestkurses um 149 Prozent. So lag der Gegenwert der Devisenreserven im Juli 2011 bei lediglich 182,10 Milliarden Franken. Aktueller Stand ist 453,8 Milliarden Franken, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Freitag mitteilte.


Wegen der immer locker werdenden Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist kein Ende der Euro-Schwäche absehbar. Die EZB senkte zuletzt die Zinsen und kündigte ein Anleihekaufprogramm an. Der Euro-Franken-Kurs markierte anschließend ein 21-Monatstief bei 1,2043.

Sollte der Wechselkurs auf 1,2000 sinken, müsste die SNB den Mindestkurs verteidigen. Der Preis dafür: Die Devisenreserven blähten sich weiter auf. Gibt SNB-Chef Thomas Jordan nach drei Jahren Untergrenze noch drei Jahre drauf, könnte der Fremdwährungsbestand auf 1 Billion Franken anschwellen. Dies wäre doppelt so hoch wie die Schweizer Wirtschaftsleistung, ein gewaltiges Klumpenrisiko.

Die EZB muss die Geldpolitik immer weiter lockern, weil es Frankreich und Italien so wollen. Beide weigern sich das in ihren Volkswirtschaften schlummernde Wachstumspotential zu heben, indem sie Reformen der Arbeitsmärkte und Gütermärkte sowie des Bürokratieapparates durchführen.

Spätrömische Dekadenz der zweit- und drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone führen zu mickrigen Wachstumsraten im gesamten Währungsraum. Begleitet wird das Ganze von bis zum Sankt Nimmerleinstag weit geöffneten Geldschleusen der EZB und einem schwachen Euro.

In der Schweiz wird oft auf die erfolgreiche Mindestkurspolitik des Frankens mit der Deutschen Mark in den 1970er und 80er Jahren verwiesen. Das war seinerzeit erfolgreich, weil Deutschland eine neue Regierung unter Helmut Kohl bekam, die eine wirtschaftsfreundliche Politik betrieb.

Diesmal wetten die Schweizer darauf, das etwas Ähnliches in Frankreich und Italien passiert, und könnten am Ende bitter enttäuscht werden.