Diesmal könnte die Schweiz den Bogen überspannt haben. Mit ihren ständigen Eingriffen am Devisenmarkt landet sie in der Sackgasse. Der Eurokurs markiert ein frisches Tief bei 1,2019 Franken. Es ist nicht die graue Eminenz einer Spekulantengruppe, die die Macht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) testet, sondern die Marktwirtschaft.
Bei EUR/CHF 1,2020 lägen beträchtliche Euro-Kaufaufträge der SNB, berichtet Reuters. Die Nachrichtenagentur, die zugleich Betreiber einer der bedeutendsten Handelsplattformen für Wechselkurse ist, will das von Händlern erfahren haben. Demnach verteidigt die Schweiz den Euro-Mindestkurs nicht Spitz auf Knopf bei 1,2000 sondern schon ein wenig darüber.
Das Vorgehen bei 1,2020 auf die Einhaltung der Untergrenze zu pochen, dürfte auf eine schlechte Erfahrung im April 2012 zurückzuführen sein. Damals intervenierte man erst bei 1,2000, was dazu führte, dass zwischenzeitlich Kurse von 1,1996 gestellt wurden. SNB-Präsident Jordan musste angesichts der Unterschreitung der Untergrenze eine öffentliche Erklärung abgeben.
In den letzten Jahrzehnten hat die Schweiz eine Ruf dafür aufgebaut, ihre Währung immer wieder den freien Marktkräften zu entziehen. In den 1980er Jahren koppelte man den Franken an die Deutsche Mark. Auch von 2009-2010 packte man in Zürich die Interventionskeule aus. Damals ging es darum den Euro über 1,50 Franken zu halten, was sich wegen der Euro-Krise als unmögliches Unterfangen herausstellen sollte.
Es folgte im September 2011 die Einführung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Ein äußerst cleverer Schachzug, um sich marktbasierten Wechselkursen mal wieder zu entziehen. Als Rechtfertigung für die staatlich verordnete Störung von Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt werden Spekulanten herangezogen. Sie seien der Sündenbock, weil sie der Schweizer Bevölkerung etwas wegnehmen wollten, suggerieren die Befürworter der Mindestkurspolitik.
"Es wäre eine Einladung an die Märkte, gegen die SNB zu spekulieren", warnte SNB-Chef Thomas Jordan letzte Woche in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung vor einer Annahme der Goldinitiative.
Ergebnis:
Die starke Wirtschafts- und Wettbewerbsposition der Schweiz sind mit einem immer wieder aufs neue aufgeweichten Schweizer Franken marktwirtschaftlich und ökonomisch unvereinbar. Das Ungleichgewicht wird von der Berner Regierung und der Züricher Nationalbank ganz bewusst aufrecht erhalten.
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Interventionskeule der Schweiz nutzt sich ab
11.11.14
12:59