Der Schweiz scheint der Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken nicht mehr geheuer zu sein. Ernst Baltensperger, wissenschaftliche Mentor von SNB-Chef Thomas Jordan, stellt die Haltbarkeit der Untergrenze in Frage. Der renommierte Volkswirtschaftsprofessor schlägt einen Kuhhandel vor, der bei Franken-Fremdwährungskreditnehmer die Alarmsirenen ertönen lässt.
"In Anbetracht dieser Risiken wäre es wünschenswert, wenn die Nationalbank in absehbarer Zeit ihre Mindestkurspolitik zumindest lockern könnte", sagt Baltensperger, der Jordan wissenschaftlich ausbildete und früher einer der wichtigsten Berater der Schweizerischen Nationalbank (SNB) war.
Die gute Nachricht für Fremdwährungskreditnehmer: Baltensperger hält, anders als sein Kollege Kurt Schiltknecht, von einer Absenkung des Euro-Mindestkurses auf 1,10 Franken nichts.
Die schlechte Nachricht: Auch Baltensperger will dem Schweizer Franken erlauben gegenüber dem Euro aufzuwerten, was zu einem Rückgang des EUR/CHF-Kurses führen würde, und die Kreditschuld eines CHF-Schuldners in die Höhe triebe.
Der Vorschlag
"Aber man könnte den jetzigen Mindestkurs durch eine Untergrenze für einen Währungskorb ersetzen, der beispielsweise je zur Hälfte aus Dollar und Euro besteht", sagte Baltensperger im Gespräch mit NZZ am Sonntag.
Bei dieser Lösung würde der EUR/CHF-Kurs sinken, wenn der USD/CHF-Kurs steigt, wie folgendes Beispiel zeigt:
Aktuell liegt der USD/CHF-Kurs bei 1,0150. Würde er auf 1,05 steigen (+3,45 Prozent), käme es beim EUR/CHF-Kurs zu einem Rückgang um 3,45 Prozent von 1,20 auf 1,1586.
Ein Fremdwährungskreditnehmer, der sich im Jahr 2002 im Gegenwert von 100.000 Euro zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,45 verschuldete, sitzt bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,20 auf Wechselkursverlusten von 120.833 Euro. Fiele der Eurokurs auf 1,1586 Franken, wären es 125.151 Euro.
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Gemunkel über Mindestkurs-Absenkung wird konkreter
11.01.15
15:23