Der Eurokurs klettert auf eine Fünfwochenhoch bei 1,0647 Franken. Der Anstieg ist insofern erstaunlich, weil sich nach einhelliger Ansicht der Devisenexperten die Chancen eines Hinauswurf Griechenlands aus der Eurozone durch die Europäische Zentralbank sprunghaft erhöht haben. Derweil kommt die griechische Regierung mit ihrem Masterplan, den konjunkturellen Aufschwung in Europa zu zerstören, voran.
Bei einem Grexit werde es nur der griechischen Wirtschaft an den Kragen gehen, sagen die einen. Ohne die Stützgelder der Euro-Staaten käme es zu einem Banken-Run und auf einen Schlag zu einer Verkleinerung des griechischen Bruttoinlandsproduktes von 10 bis 20 Prozent. Banken müssten geschlossen werden, niemand würde mehr Steuern zahlen, die meisten Importgüter aus dem Ausland wären für den Normalbürger unerschwinglich.
Die anderen sind der Meinung, dass trotz Rettungsschirmen und Schutzmechanismen ein Zahlungsausfall Griechenlands verbunden mit einem Grexit auf Spanien und Italien übergreifen würde. Dort gebe es noch jede Menge schwacher Geldhäuser, die nicht genügend Eigenkapital gebildet hätten, um sich vor künftigen Finanzkrisen zu schützen. Darüber hinaus wären die Euro-Finanzminister mit einer solchen Situation vollkommen überfordert.
Dämpfend auf die Konjunkturerwartungen wirke sich "der konfrontative Kurs der neuen griechischen Regierung aus", stellt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fest. Dies führte dazu, dass die Konjunkturerwartungen für Deutschland mit 53,0 Punkten unter den Erwartungen lagen. Für die griechische Regierung dürfte es nun darum gehen, die Stimmung durch die Grexit-Angst so sehr zu vermiesen, dass es auch mit harten Fundamentaldaten, wie der Industrieproduktion und dem Verbrauchervertrauen, bergab geht.
Für die Crash-Theorie spricht die Tatsache, dass Tsipras eine sechsmonatige Brückenfinanzierung anstrebt. In dieser Zeit soll über einen neues Hilfspaket verhandelt werden. Die Verhandlungen würde Athen dann schließlich im Herbst, kurz vor den spanischen Wahlen, platzen lassen. Dies würde der dortigen Podemos-Bewegung, die mit dem Slogan: "Schuld sind immer die anderen, allen voran Deutschland", auf Stimmenfang geht, in die Hände spielen.
"Die Grexit-Thematik lastet auf dem Euro. Wir gehen davon aus, dass der Schweizer Franken als „safe haven“ weiterhin gesucht sein wird. Der Raum für Kurse in Richtung 1,0350 ist offen", heißt es in einem aktuellen Marktbericht der St.Galler Kantonalbank.
Mit Spannung warten die Finanzmärkte auf die Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie könnte Tspiras damit drohen, Notfallkredite für griechische Banken (ELA) zu kappen, sollte er keine offizielle Verlängerung des Hilfsprogramms bei den Euro-Finanzministern beantragen. Dies wäre für Tsipras und seinen Finanzminister Varoufakis wiederum ein guter Vorwand die Krise weiter eskalieren zu lassen.
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Droht dem EUR/CHF-Kurs die 2. Enttäuschung des Jahres?
17.02.15
12:17