Die Schweizer Wirtschaft wird mit dem Franken nicht mehr glücklich. Es mehren sich die Stimmen sowohl in der Schweiz als auch außerhalb, die einen Euro-Beitritt fordern. Weil die Gemeinschaftswährung für die großer Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer ein rotes Tuch ist, könnte man dem dänischen Modell folgen.
"Schauen Sie sich eine Karte an. Die Schweiz liegt in Europa, und sie sollte nicht nur in der EU sein, sondern sogar in der Eurozone", sagte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin kürzlich der Zeitung Nordwestschweiz.
Momentan versuchen die Schweizer Exportunternehmen, den durch den Frankenschock erlittenen Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit durch längere Arbeitszeiten zu kompensieren. Darüber hinaus können sie vom Staat bereitgestelltes Kurzarbeitergeld nutzen. Auch verspricht die Berner Regierung Bürokratie- und Dokumentationspflichten abzubauen.
Ob das am Ende ausreicht, bleibt ungewiss. Der zentrale Faktor für die Entwicklung der Schweizer Wirtschaft sei und bleibe die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Alle anderen Instrumente hätten bestenfalls zweitrangig mildernde Wirkung, heißt es in einem Positionspapier von Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann.
"Die starke Aufwertung des Franken nach Aufgabe des Mindestkurses dürfte die Schweizer Wirtschaft erheblich getroffen haben", zitiert Bloomberg den Ökonomen Martin Güth von der Landesbank Baden-Württemberg.
Derweil fordert Marco Curti, frühere Anlagechef der Züricher Kantonalbank (ZKB), das für die große Mehrheit der Schweizerinnen und Schweiz Undenkbare: Curti will den Franken abschaffen und empfiehlt seinem Land den Beitritt in die Europäische Union und in die Eurozone. Ansonsten würde der wirtschaftliche Alleingang der Schweiz in einer Sackgasse enden.
Sollte die Schweizer Wirtschaft mit einem freien Frankenkurs nicht die Kurve kratzen, gäbe es noch einen dritten Weg. Man könnte den Franken, wie Dänemark seine Krone, fest an den Euro binden, beispielsweise in einem Band von EUR/CHF 1,10 bis 1,20. Preis der Ankettung wäre der Verlust der geldpolitischen Unabhängigkeit. Die SNB müsste künftig alles das nachmachen, was die Europäische Zentralbank vormacht.
Bei einer solchen Bindung käme es automatisch zu Euro-Käufen beim Erreichen des unteren Preisbandes, aber auch zu Euro-Verkäufen am oberen Preisband. Letzteres ist entscheidend für die Glaubwürdigkeit und die langjährige Durchsetzbarkeit, wie die dänische Erfahrung zeigt.
Sollte der Euro eines Tages zugrunde gehen, könnte man den Schweizer Franken wieder an die Deutsche Mark binden.
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Kommt es zum Schweizer Euro-Beitritt mit Widerrufsjoker?
17.03.15
06:37