Am Dienstag sank der Eurokurs mit 1,4020 Franken auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,0460. Das Unbehagen in Zürich über die jüngste Kursentwicklung ist augenscheinlich so groß, dass man die Märkte in den letzten Tagen mit einer Stellungsnahmen-Lawine zum Frankenkurs regelrecht flutete.
Mit ihrem Quartalsheft, Geschäftsbericht und zwei Redebeiträgen aus dem Direktorium versuchte die SNB verbal gegen zu steuern. Der Erfolg dieser Maßnahmen will sich jedoch nicht einstellen, und so bleibt der Euro unter 1,05 Franken. Hintergrund ist ein massiver Glaubwürdigkeitsverlust der Schweizerischen Nationalbank.
Wenn SNB-Direkor Fritz Zurbrügg gestern erklärt, der Schweizer Franken sei insgesamt deutlich überbewertet und sollte sich über die Zeit abschwächen, dann erinnert das daran, was sein Kollege Jean Pierre-Pierre Danthine drei Tage vor der Mindestkurs-Aufgabe sagte:
"Der Mindestkurs bleibt der Eckpfeiler der Geldpolitik."
Jean-Pierre Danthine, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank, Radio Télévision Suisse, 12.01.2015.
Die Schweizerische Nationalbank versucht derzeit erneut eine Legende vom überbewerteten Schweizer Franken zu schaffen. Marktakteure sollen dazu bewegt werden, auf einen steigenden Euro-Franken-Kurs zu setzen. Dahinter steckt ein perfider Plan.
Während der Mindestkurs-Phase betonten die eidgenössischen Währungshüter unentwegt, der Schweizer Franken wäre überbewertet. Schließlich zog man Marktakteuren, die seinerzeit von einem Anstieg des Euros auf 1,25 Franken oder 1,30 Franken ausgingen, mit der Mindestkurs-Aufgabe den Boden unter den Füßen weg.