Wenn die Bundesbank und die Banque de France dieser Tage Staatsanleihen kaufen, dürften beide Notenbanken auch einmal in Zürich anfragen. Die SNB hat während der Mindestkurs-Verteidigung Euro-Reserven angehäuft. Ein großer Teil der Barmittel wurde in deutschen und französischen Staatsanleihen investiert.
Die Schweizerische Nationalbank sollte allerdings nicht gewillt sein, die von ihr gehaltenen Papiere an die Erfüllungsgehilfen der EZB zu verkaufen. Dann stünde die SNB wieder mit unverzinslichen Barmitteln da. Ein Zurücktauschen der Euros in Franken wäre auch keine gute Idee. Das spräche sich sofort am Devisenmarkt herum und würde den Euro-Franken-Kurs von derzeit 1,07 Richtung 1,00 abtauchen lassen.
Jean-Erich Junecker
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker muss sich dieser Tage einen bitteren Vergleich gefallen lassen. "Es wird niemals einen Grexit geben", sagte der Luxemburger der Welt am Sonntag.
Dass er sich so kategorisch gegen eine pragmatischere Ausgestaltung der Eurozone wehre, erinnere an DDR-Chef Erich Honecker. Der Diktator hatte sich bis zum letzten Moment geweigert Reformen durchzuführen. Selbst Michail Gorbatschow konnte Honecker nicht dazu bringen, von seinen übersubventionierten DDR-Brötchen und all dem anderen auch nur einen Millimeter abzurücken.
Juncker müsse sich dann schon die Frage gefallen lassen, warum er in Anbetracht einer griechischen Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent der jungen Generation die Zukunft verbaue. Ein Euro-Austritt in Verbindung mit einer abgewerteten Drachme und einem Schuldenmoratorium würde das Land sehr rasch wieder auf die Beine bringen. Das zeigten alle Praxisbeispiele vergleichbarer Krisen: Von Argentinien bis Thailand.
Euroraum 2.0 |
Es lässt sich inzwischen sehr gut argumentieren, dass der Euro-Franken-Kurs bei einem Grexit steigen würde. Der Klotz am Bein wäre weg und die Chancen für weitere Euro-Beitritte aus soliden osteuropäischen Ländern, allen voran Polen, würden steigen. Ist Griechenland raus, wird der Euro um einiges stabiler.