Aktuell notiert der Euro-Franken-Kurs bei 1,03. Ein österreichischer Otto-Normal-Kreditnehmer, der im Jahr 2002 einen Franken-Kredit im Gegenwert zu 150.000 Euro zu einem Euro-Franken-Kurs von 1,45 aufnahm, steht mit 211.165 Euro in der Kreide. Vor einem Jahr, als der Euro-Franken-Kurs bei 1,22 notierte, belief sich die Kreditschuld auf 178.279 Euro.
Vor einem Jahr lag allerdings auch der 3-Monats-Libor, an den die Zinsen der zumeist variabel verzinslichen Franken-Kredite gekoppelt sind, bei 0,017 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Zinsaufschlag von 0,8 Prozent zahlte der Kreditnehmer knapp 1 Prozent Zinsen auf sein Darlehen. Der Zinsdienst belief sich auf 1.783 Euro.
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Inzwischen liegt der 3-Monats-Libor bei -0,83 Prozent. Rechnet man den Zinsaufschlag gegen, bleibt eine schwarze Null. Es müssen also keine Zinsen gezahlt werden. 1.783 Euro bleiben in diesem Jahr im Geldbeutel des Franken-Kreditnehmers. Dass das auch in den kommenden Jahren so sein wird, bezweifelt nun SNB-Chef Jordan.
Er wage die Prognose, dass der Negativzins nicht zur neuen Normalität werde, erklärte Jordan heute auf der Generalversammlung der SNB. Der Negativzins in der Schweiz erfülle den Zweck den Aufwertungsdruck auf den Franken zu dämpfen, so Jordan.
Damit ergeben sich zwei Szenarien für einen Franken-Kreditnehmer:
- Die Schweizer Wirtschaft arrangiert sich mit einem Euro-Franken-Kurs von 1,00-1,05. Auch bei einem solchen Wechselkurs sprudeln die Exporte. Die SNB geht bis zum Ende des Jahrzehnts allmählich von einem den Negativzins zu einem positiven Zins über. Franken-Kreditnehmer müssen wieder Zinsen zahlen und bleiben auf der hohen Kreditschuld sitzen.
- Der Negativzins führt im Laufe der Zeit zu spürbaren Kapitalabflüssen aus der Schweiz in den Euroraum, wodurch der Euro-Franken-Kurs wieder auf 1,10 bis 1,20 steigt. Im Windschatten der Europäischen Zentralbank erhöht die SNB ihre Zinsen. Franken-Kreditnehmer müssen wieder Zinsen zahlen, sie werden aber durch eine sinkende Kreditschuld im Zuge der Euro-Aufwertung kompensiert.