Der Euro kratzt noch einmal kurz an der Marke von 1,04 Franken, um danach den Gang nach unten anzutreten. Deutschland ist inmitten eines konjunkturellen Strohfeuers. Für Griechenland winkt die EU-Kommission ab. Die Gleichung von UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber geht auf: Europa bekommt seine Probleme nicht in den Griff, darum bleibt der Franken stark. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will mit Nadelstich-Interventionen gegen halten.
Im europäischen Handel steigt der Euro-Franken-Kurs zunächst mit 1,0393 auf den höchsten Stand seit letzten Donnerstag. Es folgt ein Rückgang auf 1,0350, nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Anstieg der Giroguthaben um zwei Milliarden Franken auf 385,90 Milliarden Franken vermeldete. Die zweite wöchentliche Zunahme in Folge deutet darauf hin, dass die SNB am Euro-Franken-Kurs herumdoktert.
"Die aktuell gute Wirtschaftslage bestätigt keinesfalls den wirtschaftspolitischen Kurs der Bundesregierung. Das hohe konsumgetriebene Wachstum dürfte wohl nur ein Strohfeuer sein", bemängelt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die Forscher rechnen für das laufende Jahr mit einem für deutsche Verhältnisse überaus kräftigen Wachstum von 2,25 Prozent, welches sich 2016 auf 1,5 Prozent abkühlen soll.
Die EU-Kommission will das Wachstum für Griechenland deutlich nach unten korrigieren. Vor der Wahl von Alexis Tsipras zum Ministerpräsidenten veranschlagte die Brüsseler Behörde noch einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,5 Prozent. "Unsere Frühjahrsprognose für Griechenland wird pessimistischer ausfallen", sagte der für den Euroraum zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, dem Handelsblatt.
Europa müsse seine strukturellen Probleme lösen. Dann werde auch der Druck auf den Franken abnehmen, mahnte Axel Weber im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung. Zum Thema Griechenland sagte er: "Ich komme gerade vom Treffen des Internationalen Währungsfonds zurück. Da lautet der Konsens zunehmend, dass ein Zahlungsausfall Griechenlands auch systemisch beherrschbar wäre."
Aus charttechnischer Sicht hat der Euro Platz bis zu einer bei 1,0230 Franken liegenden Unterstützung abzutauchen. Die SNB dürfte versuchen einen solchen Rückgang durch gezielte Nadelstich-Interventionen aufzuhalten bzw. umzukehren. Damit sich der Euro aus der seit zwei Monaten währenden Umklammerung eines Abwärtstrends befreien kann, muss er über einen Widerstand bei 1,05 Franken springen.
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Nadelstich-Interventionen sollen Euro-Anstieg provozieren
27.04.15
12:13