Der Euro versucht die Kurve zu kratzen, und so notiert der EUR/CHF-Wechselkurs aktuell stabil bei 1,04. Weil die Konjunkturerholung im Euroraum den zweiten Monat in Folge an Schwung verliert, bleiben die Abwärtsrisiken für die Devisennotierung allgegenwärtig. Die Europäische Zentralbank (EZB) spielt die beleidigte Leberwurst. Sie will künftig nur noch per Zuruf Rechenschaft ablegen.
Am Devisenmarkt sank der Eurokurs in den vergangenen Handelstagen von 1,0505 Franken auf 1,0385 Franken. Die Gemeinschaftswährung tauchte mehrmals unter 1,04, nachdem bekannt wurde, dass die Privatwirtschaft im Euroraum zuletzt den Fuß etwas vom Gaspedal nahm. Ein Sammelindex der Industrie und Dienstleister sank von 53,9 Punkten im April auf auf 53,4 Zähler im Mai.
"Der allgemeine Aufschwung scheint zwar weiter intakt zu sein, jedoch spricht einiges dafür, dass die Dynamik im Juni weiter nachlassen könnte", erläutert Markit. Der Datendienstleister erhebt den auf einer Befragung von 5.000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen beruhenden Sammelindex. Nach einem schwächeren ZEW-Konjunkturbarometer ist der Markit-Index bereits der zweite zentrale Wirtschaftsindikator für den Euroraum, der nach unten zeigt.
Empörung über empörte EZB
Der Europäische Zentralbank unterlief in dieser Woche ein arger Patzer. Sie informierte Hedgefonds-Manager und Bankiers in einem Londoner Hinterzimmer vorab über eine vorübergehende Ausweitung der Käufe von Staatsanleihen. Die Pressemitteilung für das "normale Volk" gab es erst einen Tag nach dem "Gala-Dinner" von EZB-Direktor Benoit Coeuré mit der Hochfinanz.
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Skurril ist inzwischen nicht mehr die Panne an sich, sondern wie die EZB darauf reagiert. Anstatt zu sagen, man habe einen Fehler gemacht und werde die Pressetexte mit den Sperrfristen künftig wieder vor den Reden der Währungshüter veröffentlichen - wie es weltweit seit Jahrzehnten üblich - kommt es zu einer Kurzschlussreaktion.
Mario Draghis EZB will die Praxis beenden, Redetexte von Währungshütern vorab mit einer Sendesperrfrist an Journalisten zu übermitteln, obwohl dieser Prozess eine sehr zeitnahe und qualitativ hochwertige Berichterstattung gewährt. Die Europäische Zentralbank halte sich augenscheinlich für so wichtig, dass sie ständig eine Schar von Journalisten in Demut warten lasse, sagen Kritiker. Dahinter stecke der auf Kritik gekränkt reagierende Draghi.
Als man Draghi darauf ansprach, wie denn seine Rolle im italienischen Finanzministerium vor der Euro-Einführung war - ob die Maastricht-Kriterien nur aufgrund von Bilanztricks erreicht wurden - weigerte er sich zu antworten. Dass er bei der italienischen Skandalbank Monte dei Paschei, für deren Beaufsichtigung er als früherer Notenbankchef Italiens verantwortlich war, vielleicht etwas falsch gemacht habe, sei abwegig.
Zum Thema:
Draghi fühlt sich von Kritik aus Deutschland verletzt (Zeit-Interview)
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Euro hängt nach EZB-Gala-Dinner für Hedgefonds in den Seilen
21.05.15
22:16