- Ginge es nur nach dem Zinsvorteil, müsste der EUR/CHF-Wechselkurs eigentlich schon bei 1,10 notieren. Die Renditen von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen schiessen in knapp zwei Monaten von 0,08 Prozent auf 0,87 Prozent nach oben. Schweizer Bundesobligationen können da nicht mithalten. Ihr Zinskupon steigt lediglich von -0,16 Prozent auf 0,17 Prozent.
- "Steigende Zinsen bedeuten entweder eine Erhöhung der Inflationserwartungen oder ein Anstieg der Wachstumserwartungen. Wir mögen beides", sagte Yves Mersch, Direktor der Europäische Zentralbank (EZB), am Montag in Frankfurt. Nach Ansicht des Wall Street Journal Blogs versucht der Luxemburger die Gefahren eines übermäßigen Zinsanstiegs herunter zu spielen.
- Richtig saftige Renditen gibt es mittlerweile wieder in Italien und Spanien zu holen, wo die Zehnjährigen einen Kupon von 2,24 Prozent abwerfen. Viele Vermögensverwalter greifen beherzt zu, weil die Blankovollmacht der EZB (unbegrenzte Staatsanleihen-Käufe) nach wie vor gilt.
EUR/CHF fällt:
- Zinsvorteil hin oder her. Am Ende des Tages werde, wie von der Commerzbank prognostiziert, der Euro abwerten und der Schweizer Franken aufwerten, sagen die Euro-Skeptiker. Die Schweiz als sicherer Hafen werde eine Renaissance erleben, alsbald die US-Notenbank (Fed) die Leitzinsen anhebt und damit der Risikobereitschaft an den globalen Finanzmärkten einen Tiefschlag versetzt.
- Die Rechnung mit den höheren Zinsen im Euroraum geht nicht auf. Zieht man die Inflation ab, sieht es ganz anders aus. In Deutschland liegt der Realzins bei einer zuletzt auf 0,7 Prozent angestiegenen jährlichen Teuerung lediglich bei 0,17 Prozent. In der Schweiz beträgt die Inflation -1,2 Prozent, weshalb der Realzins bei den Zehnjährigen mit knapp 1 Prozent fünfmal so hoch ist wie in Deutschland.
- Die negative Inflation und das von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verhängte Negativzins-Regime auf Bankeinlagen heizen die Bargeldhortung in der Schweiz an. Es war noch nie so attraktiv sich Schweizer Franken Banknoten in den Tresor zu legen, da deren Kaufkraft stetig steigt.