Der erste Schritt Richtung 1,10 ist gemacht. Der Wechselkurs des Euros klettert von 1,0278 Franken auf 1,0432 Franken. Den Anstieg führen Marktbeobachter auf die neue Friss-Vogel-oder-stirb-Strategie der Eurozone zurück. Darüber hinaus schlägt die Gemeinschaftswährung auf einen regelgebundenen Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB) an.
Der Euro hat ein neues Lieblingswort: Regelgebunden. Halten sich die Spitzenpolitiker des Währungsraums an transparente Regeln, so kann das die Gemeinschaftswährung in Kursgewinne ummünzen. Griechenland bekommt nun ein letztes Angebot von seinen Geldgebern zur Beilegung des Schuldenstreites. Die Reformliste haben Angela Merkel, François Hollande, Jean-Claude Juncker, Mario Draghi und Christine Lagarde am Montag im Kanzleramt in Berlin ausgefertigt.
Alexis Tsipras hat bis Ende Juni Zeit die Forderungen umzusetzen. Dass die Geldgeber die Geduld verlieren, wurde zuletzt an Aussagen von Jean-Claude Juncker deutlich. Der Kommissionschef brachte eine Koalitionsumbildung ins Gespräch. In der in Athen regierenden Links-Rechts-Regierung gibt es offenbar zu viele Totalverweigerer. Sie sind so wenig Kompromissbereit wie die Tea Party in Washington beim Thema Steuererhöhungen.
Blue-Chip-Währungsraum
Regelgebunden soll nach Meinung des Chefvolkswirten der Allianz, Michael Heise, der Ausstieg aus dem massiven Kaufprogramm von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank erfolgen. Das Thema kocht nach einen über den Erwartungen liegenden Anstieg der Teuerung hoch. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum kletterte im Mai auf 0,3 Prozent. Die Kerninflationsrate, welche die Preisentwicklung von Energie und Lebensmitteln ausklammert, stieg auf 0,9 Prozent.
"Die weitere Umsetzung des Anleihekaufprogramms und gegebenenfalls Reduzierung der monatlichen Kaufvolumina sollte nach unserer Auffassung anhand einer frühzeitig kommunizierten Regel erfolgen, und diese Regel sollte sich auf die Inflationsentwicklung beziehen, die die EZB mit ihrem Programm ja beeinflussen möchte", sagte Heise gemäß der Agentur Dow Jones News in Frankfurt.
Verhalten sich die Verantwortlichen regelgebunden, hat die Eurozone eine Chance zu einem "Blue-Chip-Währungsraum" aufzusteigen. Der daraus resultierende Glaubwürdigkeitsgewinn würde aller Voraussicht nach den Euro-Franken-Kurs auf mindestens 1,10 nach oben befördern.
Weiterlesen: Raiffeisen rechnet mit Euro-Anstieg auf 1,10 Franken
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EUR/CHF schlägt auf "Friss Vogel oder stirb" an
03.06.15
11:54