Bereits am 5. Juli soll das griechische Volk darüber entscheiden, ob das laut Bundeskanzlerin Angela Merkel "außerordentlich großzügige" Reformprogramm umgesetzt wird. Den Volksentscheid kündigt Tsipras am Samstagmorgen um 1:00 Uhr griechischer Zeit im Fernsehen an. Wenige Stunden später bilden sich bereits Schlangen vor den Geldautomaten. Die ersten Geldautomaten sind wegen des Ansturms leer.
Er werde das Ergebnis - "egal, wie es ausfällt" - akzeptieren, sagt Tsipras, der sich in den Augen seiner Kritiker als "Ministerpräsident-Feigling" entlarvt. Deutschlands Vizekanzler Sigmar Gabriel hält die nun anberaumte Volksabstimmung hingegen für sinnvoll. "Und ich glaube, wir wären klug beraten, jetzt diesen Vorschlag von Herrn Tsipras nicht einfach so beiseite zu tun und zu sagen, das ist ein Trick", erklärt der SPD-Politiker im Deutschlandfunk.
Stimmen die Griechen gegen das Reformprogramm, dürfte damit der Austritt Griechenlands aus dem Euroraum besiegelt sein. Der Euro hätte seinen Nimbus der Unumkehrbarkeit verloren. Spekulanten könnten damit beginnen auf die Austritte anderer Ländern zu wetten. Als schwächste Glieder der Kette gelten derzeit Portugal und Zypern.
Weil nun zum ersten Mal eine plausible Untergangs-Option für den Euro auf dem Tisch liegt, haben die Finanzmärkte keine andere Wahl haben, als ein solches Szenario einzupreisen. Im Fokus stehen die Zinsen südeuropäischer Staatsanleihen. Darüber hinaus ist die Reaktion des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidend:
- Verlängert der IWF die Zahlungsfrist für 1,55 Milliarden Euro, die von Griechenland am 30. Juni zu tilgen sind?
- Füllt die EZB weiterhin griechische Geldautomaten mit Euro-Banknoten?