Ist für den Euro bei 1,07 Franken das Ende der Fahnenstange erreicht? Hoffentlich nicht, denken sich Bankkunden, die einen Schweizer-Franken-Kredit am laufen haben. Solange es mit der Achterbahn nach oben geht, ist alles gut. Die Kreditschuld beginnt gerade erst abzuschmelzen, wie folgendes Beispiel zeigt:
- Ein Kreditnehmer hat sich im Jahr 2002 in Schweizer Franken verschuldet.
- Es wurde ein Fremdwährungskredit im Gegenwert von 150.000 Euro (217.500 Franken) aufgenommen.
- Damals lag der Euro-Franken-Kurs bei 1,45.
Als der Eurokurs im Januar 2015 auf 0,98 Franken absackt, muss der Kreditnehmer plötzlich 221.939 Euro (nicht Franken!) abstottern. Im Februar klettert der Euro dann auf 1,08 Franken, sodass sich die Kreditschuld auf 201.389 Euro verringert. Es folgt ein Rückgang bis April auf 1,02, begleitet von einer abermaligen Erhöhung der Kreditschuld auf 213.235 Euro.
Seitdem geht es nach oben mit dem Euro-Franken-Kurs und nach unten mit der Kreditschuld. Der Euro stabilisiert sich Ende Juni trotz Griechenland-Krise und akuter Grexit-Gefahren bei 1,04 Franken (Kreditschuld: 209.135). Es folgt ein für die Verhältnisse des Devisenpaares recht steiler Anstieg auf 1,07, so dass die aktuelle Kreditschuld bei 203.271 Euro liegt.
Der alleinige Blick auf die Entwicklung der Kreditschuld zeichnet ein zu negatives Bild. Denn der Franken-Kreditnehmer sparte über die Jahre jede Menge Zinsen. Inzwischen zahlen viele überhaupt keine Zinsen mehr auf ihren Kredit. Hätte man einen entsprechenden Euro-Kredit im Jahr 2002 aufgenommen, läge die Zinsbelastung um etwa 26.000 Euro höher als bei dem Franken-Kredit.
Zieht man die Zinsersparnis von der aktuellen Kreditschuld von 203.271 Euro ab, bleibt eine Restschuld von 177.271 Euro. Das sind 27.271 Euro mehr als im Jahr 2002. Dieser sogenannte Reinverlust hat sich in den letzten Wochen verkleinert. Im Juni lag er noch bei 33.135 Euro. Sollte der Eurokurs seinem Anstiegspfad treu bleiben und auf 1,10 Franken klettern, ginge der Reinverlust auf 21.727 Euro zurück.
Damit eine Situation ohne Reinverlust eintritt, müsste der Euro auf 1,23-1,24 Franken steigen. Damit wäre für den Franken-Kreditnehmer aus dem obigen Beispiel der Break-Even erreicht.
Hinweis:
Das Beispiel ist vereinfacht, da es nicht die Wertentwicklung des Ansparproduktes (Tilgungsträger) analysiert. Tilgungsträger wurden vielen Bankkunden in Österreich parallel zum Franken-Kredit "aufgeschwatzt". Folgende Idee steckt dahinter: Man spart über die Jahre genügend an, um den endfälligen Franken-Kredit am Laufzeitende zurückzuzahlen.