Die Geldgeber wollen sich mit Griechenland bis Sonntag einigen. Ob Alexis Tsipras bereit ist, die gewünschten Reformen zuzusagen, steht in den Sternen. Der Euro steigt ein wenig, nachdem die Staatschefs in Brüssel einen neuen Fahrplan aufsetzen. Es bleibt ein hohes Restrisiko. Nutzt Tsipras den "Big Sunday", an dem die allerletzte Frist für Griechenland abläuft, um einen Revolution in Gang zu setzen?
Falls der Sondergipfel keine Lösung bringe, habe man ein Grexit-Szenario in der Schublade. "Sonntag wird so oder so ein Schlussstrich gezogen", sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. EZB-Präsident Mario Draghi informierte laut Kanzlerin Angela Merkel die Staatschefs der Eurozone, dass es bis Sonntag eine Lösung geben müsse, um einen Kollaps des griechischen Bankenwesens noch zu verhindern.
Es besteht ein beträchtliches Restrisiko. Denn Tsipras ist nur sehr beschränkt dazu in der Lage über den Tellerrand hinauszublicken und wartet vielleicht auf einen solchen Moment. Er könnte die Banken verstaatlichen, eine Parallelwährung einführen und den Geldgebern dafür zu 100 Prozent die Schuld in die Schuhe schieben. Die griechische Bevölkerung, vor allem die junge Generation, frisst ihm aus der Hand, wie das Referendum gezeigt hat.
"Arbeitnehmer und Rentner können keine zusätzlichen Lasten akzeptieren", sagt Tsipras im Europaparlament, nachdem er zuvor einen Antrag auf ein drittes Hilfspaket beim ESM-Rettungsschirm eingereicht hat. "Mit keiner Reform wurde die Funktionsfähigkeit der Staatsmaschine verbessert. Wir befinden uns an einem Scheideweg für Europa", so Tsipras.
Solche Einschätzungen machen Devisenhändler stutzig. Der Euro bricht einen Anstieg bei 1,1060 Dollar ab und droht wieder unter 1,10 Dollar zurück zu fallen. Gegenüber dem Schweizer Franken taucht die Gemeinschaftswährung unter 1,04.
Ohne Rentenkürzungen und einer Ausdünnung der Beschäftigung im öffentlichen Dienst werden die Geldgeber keine Milliarden für Griechenland locker machen. Auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer, Privatisierungen, Flexibilisierungen des Arbeitsmarktes und das Öffnen von geschlossenen Berufsständen für mehr Wettbewerb muss Athen zusagen, um ein Hilfsprogramm für zwei bis drei Jahre zu bekommen.
Arbeitet der Griechen-Premier die Reformen ab, können sich die Geldgeber einen Schuldenschnitt vorstellen. Der Symbolpolitiker Tsipras will die Schuldenerleichterung aber sofort und nicht erst in drei Jahren. Genau an dieser Stelle ist die Sollbruchstelle. Das Restrisiko, dass Tsipras erneut den Verhandlungstisch verlässt und Griechenland nach seiner Ideologie mit einer Parallelwährung umkrempelt, gilt es somit nicht zu unterschätzen.
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Big Sunday: "Big Einigung" oder "Big Knall"?
08.07.15
12:25