Polen bittet Banken wegen Krediten in Schweizer Franken zur Kasse. Damit verdunkeln sich die Chancen auf einen Anstieg des Euro. Eine vergleichbare Aktion in Ungarn zeigt, dass politisch motivierte Konvertierungen zu Lasten des Euro-Franken-Kurses gehen. Österreichische Franken-Kreditnehmer schauen weiterhin in die Röhre. Sie bekommen bisher keine Hilfe.
Die proeuropäische Bürgerplattform (PO) von Ministerpräsidentin Ewa Kopacz legt einen Gesetzesentwurf vor, wonach in Franken verschuldete Häuselbauer ihre Kredite in polnische Zloty konvertieren können. Die Banken müssen sich an den Konvertierungskosten zur Hälfte beteiligen. Das Angebot richtet sich an Wohnungs- und Hauseigentümer mit Wohnflächen bis zu 75 bzw. 100 Quadratmetern und würde die Banken etwa 2,3 Milliarden Euro kosten.
Um nicht böse überrascht zu werden, müssen sich die Banken bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit Franken eindecken. Dies dürfte mit ein Grund dafür sein, warum der Euro zuletzt von 1,05 Franken auf 1,04 Franken gesunken ist.
Der Vorgang sieht wie folgt aus: In Polen ansässige heimische und ausländische Banken kaufen zunächst liquide Euros und verkaufen Zloty. In einem zweiten Schritt werden die erworbenen Euros in Schweizer Franken eingetauscht, was zu einem Rückgang des EUR/CHF-Wechselkurses führt.
Im November 2014, als Ungarn seine Banken wegen Franken-Krediten per Zwangskonvertierung zur Kasse bat, wurde der Euro auf den damals gültigen Mindestkurs bei 1,20 Franken zurückgeworfen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) musste mit Euro-Stützungskäufen dafür Sorge tragen, dass die Untergrenze hielt.
Der der nationalkonservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nahestehende Präsident Polens Andrzej Duda will Franken-Kreditnehmer noch stärker entlasten. Davon erhofft er sich offenbar die Parlamentswahlen im Herbst zu gewinnen. Der PiS-Vorschlag würde die Banken bis zu 10 Milliarden Euro kosten, da er die volle Konvertierung von Franken-Krediten zu früheren Wechselkursen vorsieht.
Überträgt man Dudas Vorschlag auf Österreich, würde das viele österreichische Franken-Kreditnehmer in die Lage versetzen, ihre Darlehen zu Eurokursen von 1,40-1,60 Franken zu konvertieren. Allerdings hat die österreichische Regierung bereits mehrfach deutlich gemacht, dass sie keinerlei Absichten hat den heimischen Kreditnehmern unter die Arme zu greifen.
Man schneide sich selbst ins Fleisch, sagen Kritiker. Die tief verunsicherten Franken-Kreditnehmer in Österreich müssen Geld in der Hinterhand halten, was dem Konsum fehlt. Dadurch werde das Wirtschaftswachstum und der Rückgang der Arbeitslosigkeit gebremst.
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Österreichs Franken-Kreditnehmer wollen auch Konvertieren
17.07.15
11:26