Putscht sich Tsipras weg oder gibt's den großen Knall?
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Putscht sich Tsipras weg oder gibt's den großen Knall?

Weil für den Euroraum vielleicht alles auf dem Spiel steht, geht der Euro vor dem griechischen Volksentscheid in Deckung. Anleger und Devisenhändler bevorzugen es, in dem als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken die Ereignisse des Wochenendes auf sich zukommen zu lassen. Dann kommt noch eine Hiobsbotschaft vom IWF. Der Eurokurs sinkt von 1,0525 auf 1,0450 Franken. 1 Franken ist knapp 0,96 Euro wert.

In Brüssel nehmen die Politiker die Boxhandschuhe ab und gehen auf Alexis Tsipras los. Der Griechen-Premier sei unberechenbar und manipuliere die Menschen, sagt EU-Parlamentspräsident Martin Schulz dem "Handelsblatt". Das habe fast schon demagogische Züge. Der Parlamentschef war einer der wenigen, die Tsipras vielleicht von Anfang an durchschauten. Bereits im Januar, als der Linkspopulist an die Macht kam, sagte Schulz, er habe "keinen Bock" auf ideologische Debatten mit der griechischen Regierung.

Denn genau aus ideologischen Gründen habe Tsipras die Verhandlungen vor einer Woche mit den Geldgebern platzen lassen, stellt EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker fest. "Wir waren sehr nahe an einer Einigung", so Juncker. Die Positionen hätten nur 60 Millionen Euro auseinander gelegen. Tsipras sei mit einer Armee von 60 Leuten bei den Verhandlungen erschienen. "Immer, wenn einer davon die Vorschläge der EU für akzeptabel gehalten habe, habe ihn Tsipras ausgetauscht. "Es war ein Zirkus", resümiert Juncker in der "Bild"-Zeitung.

Wer bei englischen Buchmachern auf den Ausgang des griechischen Volksentscheides 10 Euro wettet, bekommt bei einem Ja für die Reformauflagen 3,50 Euro. 6,50 Euro gibt es bei einem Nein. Dies deutet darauf hin, dass die Tage von Tsipras gezählt sind. Allerdings versucht die griechische Regierung durch Maßnahmen wie eine tendenziöse Webseite zum Referendum und die kostenlose Benutzungen der Fernstraßen die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen.

Die meisten Beobachter rechnen damit, dass die Griechen mit Ja stimmen, um wieder genügend Geld zu haben, um ihre Familien und sich zu versorgen. Sollten sie entgegen den Erwartungen mit Nein stimmen, wäre der Euro in Gefahr. Tsipras müsste einen tragfähigen Kompromiss mit den Geldgebern finden. Das scheint unmöglich, zumal der Internationale Währungsfonds (IWF) nun festgestellt hat, dass Athen bis 2018 50 Milliarden mehr braucht als erwartet. Die Summe wird immer größer, weil durch Kapitalverkehrskontrollen, Bargeldbeschränkungen und nun erste Knappheiten von Lebensmitteln auf einigen griechischen Inseln die Wirtschaft abgewürgt wird.

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