Der Dax sinkt unter 10.000 Punkte, während der Dow Jones mit einem Tagesverlust von 530 Punkten so stark fällt wie seit vier Jahren nicht mehr. Rohöl ist mit 45 Dollar (Brent) bzw. 39 Dollar (WTI) günstig wie zuletzt Anfang 2009. China ist das große Thema. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt taumelt. Ein Schlüsselindikator für die chinesische Wirtschaft, der Caixin Einkaufsmanagerindex (PMI), bricht auf 47,1 Punkte ein. Die Wachstumsschwelle bei 50 Punkten rückt immer weiter in die Ferne.
"Es ist schlimmer als du denkst. Was immer du denkst, es ist schlimmer", sagt der Hedgefonds-Manager Jim Chanos dem Finanzsender CNBC. Der jahrelange Anstieg an den US-Aktienmärkte habe dazu geführt, dass Börsianer ein "wenig selbstgefällig" wurden, so Chanos, dessen Geschäftsmodell im Leerverkaufen von Aktien besteht. Umso stärker die Kurse einbrechen, um so kräftiger sprudeln seine Gewinne.
Dass die Nervosität an den Finanzmärkten bisher den Euro-Franken-Kurs kaum in die Knie zwang, dürfte an zwei Faktoren liegen:
- Rückflüsse:
Die Nachfrage nach dem Euro steigt im aktuellen Marktumfeld. Als es an den Finanzmärkten noch gut lief, verschuldeten sich Anleger in Euros und legten die von ihnen gezogenen Kredite anderswo an. Analysten sprechen von grenzüberschreitende Portfolioinvestitionen. Die Positionen außerhalb des Euroraums werden wegen "Risk off" nun verringert, wodurch die Nachfrage nach dem Euro temporär steigt, analysiert Morgan Stanley. Besonders deutlich wird das beim Euro-Dollar-Kurs sichtbar, der in den letzten Wochen von 1,0850 auf 1,14 hochschoss.
- Pokerspiel:
"Die Schweizerische Nationalbank (SNB) scheint ihre Taktik bei Interventionen geändert zu haben: Weg von Notfallaktionen bei zu großen Druck auf den Franken hin zu laufenden Interventionen bei gleichzeitig nachlassender Nachfrage", schreiben die Währungsexperten von Österreichs Raiffeisen Zentralbank. Zuletzt habe die geänderte Vorgehensweise gut funktioniert, wie die vierprozentige Abwertung des Euros gegenüber dem Franken zeige.
Sowohl Morgan Stanley als auch Raiffeisen Research sehen den Euro im September 2015 auf 1,05 Franken sinken. Danach soll es wieder nach oben gehen, allerdings deutlich langsamer als in den letzten Wochen. Beiden Banken rechen mit einem Anstieg des Euros auf 1,10 Franken. Gemäß den aktuellen Wechselkursprognosen der Raiffeisenbank wird dieses Niveau im Juni 2016 erreicht. Morgan Stanley sieht den Euro erst im Dezember 2016 dauerhaft bei 1,10 Franken notieren.