"Risk off" - so nennen Analysten den gegenwärtigen Zustand. Die Unsicherheiten rund um China sind in aller Munde. Die Stimmung an den Finanzmärkten trübt sich ein, sichere Häfen wie der Schweizer Franken werden gesucht. Nach dem Vorbild der Amerikaner und Europäer versuchen die Chinesen mit gewaltigen Interventionen und Kursmanipulationen gegenzusteuern. Das Beispiel der Schweiz zeigt, dass das früher oder später schief geht.
Eine Rezession in China stelle derzeit das größte Risiko für die Finanzmärkte dar, wie eine aktuelle Umfrage der Bank of America-Merrill Lynch unter Profianlegern zeigt. In den Wechselkursprognosen von Morgan Stanley lässt sich ein China-Crash bereits ablesen. Das Geldhaus rechnet mit einer erhöhten Nachfrage nach dem Schweizer Franken, wodurch der Euro bis Ende September 2015 von aktuell 1,0750 Franken auf 1,05 Franken gedrückt werden soll.
Zäsur
Es gibt keine Kritik an den massiven Kursmanipulationen der chinesischen Regierung. China kopiert im Grunde genommen nur die Finanzmarkt-Planwirtschaft der Amerikaner und Europäer. Im Fokus steht dabei die Aktienmärkte vor einem allzu großen Absturz zu bewahren, um die Geldbörsen der chinesischen Privatanleger zu schonen. Denn der private Konsum ist in China entscheidend. Ohne ihn kann die Neuausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft nicht gelingen.
In Europa und den USA hat man den Geldbeutel der öffentlichen Hand im Blick. Die massiven Ankäufe von Staatsanleihen sind nichts anderes als eine Staatsfinanzierung über die Notenpresse. Die EZB und Fed-Professoren etikettieren sie als Maßnahme zur Bekämpfung einer ultragefährlichen Deflationsspirale. Wenn das nicht ausreicht, bemüht man sich die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren heranzuziehen. Damals hätten die Notenbanken zu passiv agiert, was dann schließlich zum Zweiten Weltkrieg geführt habe.
Die Schweizer Notenbanker haben gelernt, dass sie nicht allmächtig sind. Denn die Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken war ein Zäsur. Eine Zentralbank kann eben nicht unendlich viel Geld drucken, um die von ihr ausgegebene Währung schwach zu halten. Somit stehen die Chancen gut, dass auch die Professoren der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (Fed) scheitern. Würde das von ihnen verfolgte Modell funktionieren, gäbe es keine Länder der Dritten Welt.
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Wie lange noch auf Wolke sieben?
19.08.15
11:22