Mit dem Anstieg über 1,10 Franken hat der Euro mehr als die Hälfte seiner zu Jahresbeginn erlittenen Verluste aufgeholt. Ende Januar 2015 notierte der Wechselkurs mehrere Tage im Tief bei 0,98. Zuvor hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihrer Stützgrenze bei 1,20 dreieinhalb Jahre Planwirtschaft am Devisenmarkt betrieben. Klammert man dieses Zeit aus, so steht Euro-Franken-Kurs aktuell genauso hoch wie exakt vor vier Jahren.
Die St.Galler Kantonalbank weigert sich bisher, ihre Wechselkursprognosen nach oben zu schrauben. Trotz des jüngsten Höhenfluges sehen die Devisenexperten der Kantonalbank den Euro weiterhin bei 1,02 bis 1,07 Franken. Die größte Bank der Schweiz pflichtet bei. Er gebe der aktuellen Rallye wenig Chancen auf Bestand, lässt sich der UBS-Devisenexperte Thomas Flury vom Handelsblatt zitieren. Auch in Liechtenstein, wo ebenfalls mit dem Schweizer Franken bezahlt wird, zweifelt man.
"Der Franken wird auch zukünftig als sicherer Hafen gefragt sein. In den gegenwärtigen turbulenten Zeiten ist eine deutliche Abwertung der eidgenössischen Valuta wohl kaum zu erwarten."
VP Bank, Liechtenstein
Die Charttechnik ist dem Euro wohlgesonnener gestimmt. Nach zwei Wochenanstiegen in Folge stehen die Chancen gut, dass es auch in der kommenden Woche nach oben geht. Der Euro hat sein Aufwärtspotential erst etwas über 1,12 Franken ausgeschöpft, weil er an dieser Stelle an die obere Begrenzungslinie des Trendkanals stößt.
In Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt liegen die Chancen bei etwa 60 Prozent, dass der Eurokurs sein bisheriges Hoch bei 1,1050 Franken noch einmal übersteigt. Weil der Aufwärtstrend weit davon entfernt ist sich "heißgelaufen" zu haben, liegt aus dem Blickwinkel eines Technischen Analysten die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall bei 30 Prozent. Dies ist auch den Eigenarten der Devisenmärkte geschuldet. Wechselkurse sind berüchtigt dafür einen bestehenden Trend hartnäckig zu folgen. Trendumkehren sind weniger häufig als beispielsweise bei Aktienkursen.
Bei etwa 10 Prozent liegt die Wahrscheinlichkeit eines Überschießens (Overshooting). Der Euro würde in einem solchen Szenario die obere Trendlinie knacken, und sich die mit diesem Bruch einhergehende Zugkraft für einen kurzen und raschen Anstieg auf 1,15 Franken zunutze machen.
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