Nuklear-Option! Power von Negativzinsen! Die Devisenexperten der Barclays Bank und von Morgan Stanley loten die Möglichkeiten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aus, den Schweizer Franken schwach zu halten. Der Euro-Franken-Kurs ist in den letzten Wochen von seinem Anstiegspfad abgekommen. Handelt es sich dabei um ein vorübergehendes Phänomen oder ist das der Anfang einer neuen Talfahrt?
Zwischen dem 29. Juni und 11. September 2015 kletterte der Euro von 1,0312 Franken auf 1,1050 Franken (+7,16%). Der Anstieg beginnt mit dem Schnüren eines dritten Hilfspaketes für Griechenland. In der zweiten Phase stehen robuste Konjunkturdaten aus dem Euroraum im Vordergrund. Die dritte Phase mit dem Knacken der Marke von 1,10 wird von Schweizer Anlegern gespeist. Sie wollen ein Stück vom Wachstumskuchen abhaben. Franken werden in Euros eingewechselt und in Aktien und Anleihen aus dem Euroraum investiert.
Die Schwäche des Frankens auch in Zeiten nervöser Finanzmärkte lege nahe, dass die "Power von Negativzinsen" schlussendlich Schweizer Investoren aus den heimischen Märkten in ausländische Anleihemärkte treibe, heißt es in einem aktuellen Analyse-Papier von Morgan Stanley. Die Schweizerische Nationalbank habe es geschafft, die Renditen für heimische Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren negativ zu machen.
"So absurd es klingen mag, ja", antwortet die Währungsexpertin Ursina Kubli von der Bank Sarasin auf die Feststellung, dass wenn sich ein professioneller Anleger in Franken verschuldet, er einen Zins erhält. "Die Zinskurve notiert bis ans lange Ende im negativen Bereich, was das Schuldenmachen begünstigt", sagt Kubli im Gespräch mit der Zeitung "Finanz und Wirtschaft". Man sollte beim Ausnützen von Zinsdifferenzen nicht das Währungsrisiko vergessen. Dies könnten die vielen Franken-Kreditnehmer außerhalb der Schweiz bezeugen.
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Sollte die "Power von Negativzinsen" nicht ausreichen, um den Schweizer Franken schwach zu halten, dann könne die SNB auf die so genannten Nuklear-Option zurückgreifen, meint die Barclays Bank. Bisher werden die Negativzinsen nämlich nur auf ein Drittel aller Sichteinlagen in der Schweiz angewendet. Verbreitert die SNB die Bemessungsgrundlage auf 100%, dürfte das gemäß obiger Analyse zweifelsfrei jede Menge Aufwärtspotential beim Euro-Franken-Kurs entfachen.
Marktbeobachter rechnen mit der Nuklear-Option bei einer Ausweitung der Käufe von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB). Man sei weit davon entfernt aus dem Vollen zum Schöpfen, erläutert EZB-Vizepräsident Vitor Constancio.
Die Nuklear-Option ist das letzte Ass im Ärmel von SNB-Präsident Thomas Jordan. Zwar wiederholt er stets gebetsmühlenartig, dass seine Notenbank bereit sei, erneut am Devisenmarkt zu intervenieren. Hierbei handelt es sich allerdings aus der Sicht der Märkte um einen Bluff. Jordan hat mit der Aufhebung des Mindestkurses seine Karten auf den Tisch gelegt. Die SNB ist nicht bereit eine Müllhalde für Euros zu werden, die sie teuer ankauft und dann nicht mehr los bekommt.
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Nuklear-Option als letztes Ass der SNB-Pokerspieler
21.09.15
06:39