Chinas Blase ist geplatzt, räumt der oberste Währungshüter des Landes ein. Amerikas Notenbank ist die Königin der Verwirrung und des Zauderns. Die Finanzmärkte sind wegen den Entwicklungen in den zwei größten Volkswirtschaften der Welt tief verunsichert. Und so steht der Euroraum plötzlich als Gewinner da. Entsprechend gut sind die Chancen, dass der Eurokurs trotz EZB-Notenpresse über 1,10 Schweizer Franken steigt.
Der chinesische Zentralbank-Chef Zhou Xiaochuan habe bei einem G20-Treffen dreimal gesagt, dass die Blase in seinem Land geplatzt sei. Dies berichtet Japans Finanzminister Taro Aso. Peking sieht sich wegen der Sprengkraft solcher Äußerungen umgehend zur Schadensbegrenzung gezwungen. Sein Chef habe über das Platzen einer Aktienblase und nicht das Platzen einer Blase der Realwirtschaft gesprochen, erklärt der Leiter der internationalen Abteilung der chinesischen Zentralbank, Zhu Jun, wenig später in einem Interview.
Die Reaktion ist ein Indiz dafür, wie nervös die Machthaber in Peking sind. Die Trennung zwischen Aktienblase und Wirtschaftsblase ist nicht sonderlich glaubhaft. Wenn Aktienkurse lange genug purzeln, dann trifft das früher oder später auch die Realwirtschaft. Dies zeigen die Erfahrungen vorangegangener Finanzkrisen.
Den Euro-Franken-Kurs haben die Sorgen aus dem Reich der Mitte bisher nicht in die Knie gezwungen. Der Euro notiert seit vier Wochen stabil um die Marke von 1,08 Franken. Der Schweizer Franken kostet 0,92-0,93 Euro. Die Gemeinschaftswährung werde inzwischen als sicherer Hafen wahrgenommen, sagen Marktbeobachter.
Euro ist hübsch
Die Eurozone ist relativ gut aufgestellt. Die Grexit-Gefahr ist vom Tisch, die Staatsschulden hat man im Griff. Darüber hinaus planen die politischen Lenker eine Weiterentwicklung des Währungsraums. Angela Merkel und François Hollande wollen einen europäischen Finanzminister. Er würde einen wunden Punkt der Währungsunion, die nicht koordinierte Haushaltspolitik der Mitgliedsländer, beseitigen.
Eine untergeordnete Rolle für den Euro-Franken-Kurs spielen momentan die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie vermögen es nicht den Euro von seinem Anstiegskurs, der Ende Juni 2015 bei 1,03 Franken begann, abzubringen.
Der Euro steht auch in einem guten Licht, weil die US-Notenbank (Fed) ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Umfragen zeigen: Die Amerikanerinnen und Amerikaner bewerten die Fed als zweitschlechteste Institution ihres Landes. Bei vielen Investoren ist der von Fed-Chefin Janet Yellen verfolgte Schlingerkurs verpönt. Wilde Spekulationen über die Zinswende lassen Yellen als planlose Zauderin, die nicht in der Lage entschlossen zu handeln und Leadership zu zeigen, dastehen.
Die Fed habe eine Möglichkeit einer gefahrlosen Zinserhöhung Anfang 2015 wohl verstreichen lassen, sagt der frühere PIMCO-Chef Bill Gross. Der "Bond-King" wirft der Fed vor, mit ihrer Politik die Geschäftsmodelle von Pensionsfonds zu zerstören und die Investitionstätigkeit der Unternehmen zu untergraben. Gross hält es für möglich, dass Yellen die Zinsen nur einmal anhebt und danach weiter schlingert.
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Die Renaissance des Euros als Blue-Chip-Währung
06.09.15
13:01