"Trotz einer leichten Abschwächung bleibt der Franken insgesamt immer noch deutlich überbewertet", stellt das Gremium um Notenbankchef Thomas Jordan fest. Als sich die Notenbanker im Juni trafen, notierte der Euro bei 1,04 Franken. Inzwischen hat sich der Schweizer Franken um gut 5% abgeschwächt. Dass die SNB in diesem Zusammenhang nur von einer "leichten Abschwächung" spricht, dürfte Kalkül sein. Die Aufwärtsbewegung des Euros soll so lange wie möglich am Leben erhalten werden.
"Die negativen Zinsen in der Schweiz und die Bereitschaft der Nationalbank, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein, machen Anlagen in Franken weniger attraktiv. Beides dient dazu, den Druck auf den Franken abzuschwächen."
SNB-Lagebeurteilung, 17.09.2015
Die SNB werde am Negativzins solange festhalten, bis sich der Franken deutlich abgeschwächt habe, zitiert die "Handelszeitung" den für die Schweiz zuständigen Chefökonom der UBS, Daniel Kalt. Ob diese Strategie aufgeht, und die Währungshüter ohne weitere Interventionen am Devisenmarkt in Form von Euro-Stützungskäufen zurande kommen, ist fraglich.
Die EZB ist eine "große Quelle der Unsicherheit für die SNB", zitiert Bloomberg den Ökonomen David Marmet von der Zürcher Kantonalbank. "Wenn das QE-Programm ausgeweitet wird, wie Präsident Mario Draghi andeutete, dann würde der Franken wieder stärker werden und sie ständen wieder ganz am Anfang. Dann müssten sie erneut intervenieren."
Eine Verzichtserklärung von Mario Draghi die Käufe von Staatsanleihen nicht auszuweiten, wird es so schnell nicht geben. Die jährliche Inflationsrate im Euroraum wurde gerader von Eurostat von 0,2% auf 0,1% nach unten korrigiert. Die EZB werde jetzt noch schnell eine Ausweitung des Programms durchpeitschen, bevor die Inflation wieder steigt, sagen viele Marktbeobachter. Frankreich und Italien bräuchten die EZB-Käufe so sehr, wie die Luft zum atmen.
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