Auf zwei EZB-Tauben kommt ein EZB-Falke. Mit dieser Mehrheit im Rücken haben die Verfechter einer noch lockeren Geldpolitik im Euroraum leichtes Spiel. Entsprechend rühren sie die Werbetrommel. Dabei geht ein wenig unter, dass es auch Notenbanker gibt, die weitere Lockerungen nicht mittragen wollen. Sie werden aber kaum wahrgenommen.
Die Zentralbank werde ihren Instrumentenkasten auf der nächsten Zinssitzung Anfang Dezember erneut überprüfen, sagt EZB-Chefvolkswirt Peter Praet, der den zweitwichtigsten Posten der Notenbank bekleidet. Mario Draghis rechte Hand, der den massiven Ankauf von Staatsanleihen koordinierende EZB-Direktor Benoit Coeure, verweist auf "abwärtsgerichtete Inflationsrisiken".
Italiens Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco, erklärt, die Notenbank werde alle verfügbaren Instrumente einsetzen, um die Inflation wieder an das EZB-Ziel heranzuführen. Wenn dem so sei, dann müsste die EZB eigentlich damit beginnen Öl-Futures zu kaufen, spotten Kritiker. Denn es sei das billige Öl und Benzin, dass den EZB-Tauben ihre Deflations-Munition liefere.
Er erkenne momentan keine "überzeugenden Gründe" für weitere Lockerungsmaßnahmen, sagt Estlands Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Ardo Hansson. Der in die Gruppe der Falken gehörende Notenbanker wird kaum wahrgenommen, weil sich zuvor drei seiner Amtskollegen für Lockerungen ausgesprochen haben.
Dass die EZB-Tauben in der öffentlichen Diskussion die Oberhand haben, hat man auch in der Schweiz wahrgenommen. Man mache sich schon Sorgen, räumt der Vizedirektor der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Fritz Zurbrügg, im Gespräch mit Zeitung "Zentralschweiz" ein. Der Franken sei aktuell deutlich überbewertet.
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