Entweder gibt es kurz vor Weihnachten eine Ausweitung beim Ankauf von Staatsanleihen oder eine Zinssenkung. So lautet Mario Draghis Botschaft an die Finanzmärkte nach der turnußmäßigen Sitzung der Notenbank im Oktober. Was es genau wird, verrät der Italiener nicht. Am wahrscheinlichsten gilt, dass die bis Herbst 2016 geplanten Käufe im Umfang von 1.140 Milliarden Euro verlängert werden.
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Die EZB könnten auch die Käufe von Staatsanleihen von 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro oder 100 Milliarden Euro pro Monat aufstocken. Diese Variante gilt aber als recht unwahrscheinlich. Es sähe nach einer Brechstangen-Aktion, die Misstrauen über den tatsächlichen Gesundheitszustand der Währungsunion schüren würde.
Darüber hinaus bringt Draghi eine Senkung des Einlagenzinses ins Gespräch. Sollte der aktuell bei -0,20% liegende "kleine EZB-Leitzins" nach unten verschoben werden, könnte das nach Einschätzung vieler Devisenexperten den Euro sehr viel stärker in die Bredouille bringen als zusätzliche Lockerungen über den Kauf von Staatsanleihen.
Draghi nennt zwei Gründe, warum den EZB-Tauben die bereits ultralockere Geldpolitik nicht ausreicht:
- Die niedrigen Rohstoffpreise dämpfen die Teuerung im Euroraum über die Schiene der importierten Inflation.
- Die wirtschaftlichen Abkühlungen in großen Schwellenländern (China. Brasilien, Türkei) bremst das Wachstum der exportabhängigen Wirtschaft des Euroraums.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss nun schauen, wie sie mit der neuen Situation klar kommt. Die Schweizer Währungshüter stehen unter Druck Draghis Geldwand etwas entgegen zu setzen. Die SNB könnte die Zinsen noch tiefer ins negative Terrain verschieben oder die Bilanzsumme durch den Ankauf von Euros aufblähen. Beide Maßnahmen sind dazu geeignet einen zu starken Wertverlust des Euros gegenüber dem Schweizer Franken zu verhindern.
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Aktualisiert: 23.10.15