1 Euro ist nur noch 1,08 Franken wert. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Schweizer Franken gerade jetzt zulegt. Auch das als sicherer Hafen wahrgenommene Gold ist wieder gefragt. Die Notenbanken wissen nicht mehr weiter. Statt die Politik zur Verantwortung zu ziehen, werden die Geldschleusen bis zum St. Nimmerleinstag offen gehalten. Einem hochangesehenen Ökonomen platzt der Kragen. Er nimmt sich einen der Notenbank-Professoren zur Brust.
Gold beendet seine diesjährigen Verlustserie. Der Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) steigt auf 1.192 Dollar. Im Juli waren es 1.077 Dollar, zu Jahresbeginn 1.184 Dollar. Marktbeobachter sehen die Aufholjagd des gelben Edelmetalls als Indiz dafür, dass Europäische Zentralbank (EZB) und US-Notenbank (Fed) mit ihren Latein am Ende sind. Ihre Glaubwürdigkeit ist hinüber. Sie haben die zwei größten Wirtschaftsräume der Welt in eine Deflation bugsiert.
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"Machen Sie Witze? Keiner weiß, was sie machen." So pflaumt der auf die Geldpolitik spezialisierte Top-Ökonom John Taylor den Chef der einflussreichen New Yorker Fed, William Dudley, auf einer Podiumsdiskussion an. Dudley hatte zuvor verlauten lassen, er wisse nicht, was bezüglich der Zinswende in den USA unklar sei. Die Fed hob entgegen den Erwartungen vieler Analysten den Leitzins auf ihre Septembersitzung nicht an. Seitdem kennt das Rätselraten über die Zinswende keine Grenzen mehr.
Die Fed hat seit dem Ausbruch der Finanzkrise extrem viel Geld in die Wirtschaft gepumpt. Ohne das viele Zentralbankgeld wäre die massive Förderung von Schieferöl und Schiefergas in den USA so nicht möglich gewesen. Insofern hat die Fed entscheidend dazu beigetragen, dass es eine weltweite Ölschwemme gibt. Das Überangebot dämpft die Ölpreise und führt dazu, dass die USA und Europa von einer für die wirtschaftliche Entwicklung gesunden Inflationsrate von 2% meilenweit entfernt sind.
Auch die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wirkt - anders als es die Lehrbücher vermuten lassen - deflationär. Die EZB betreibt mit ihren Käufen von Staatsanleihen eine Schattenfinanzierung von Euroländern mit hoher Arbeitslosigkeit. Die Politiker legen die Hände in den Schoß und belassen es bei einigen Mini-Reformen.
Würde die EZB keine Schattenfinanzierung betreiben, hätten Ländern wie Spanien, wo die Arbeitslosigkeit bei 22% liegt, sich richtig anstrengen müssen, um mehr Leute in Lohn und Brot zu bringen. Man wäre ansonsten schlichtweg nicht in der Lage die ausufernden Kosten für Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe zu bezahlen. Sinkende Arbeitslosenraten würden die Inflation anschieben, weil Unternehmen um wenige Arbeitskräfte konkurrieren und höhere Löhne zahlen müssten. Eine solche Entwicklung verhindern die EZB-Tauben.
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Haben es die Notenbanken vermasselt?
16.10.15
06:43