Die Schweiz könnte unmittelbar vor der Einführung einer neuen Euro-Stützgrenze bei 1,15 Franken stehen. Dafür ist sie bereit den Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, zu opfern. Man will offenbar ein "frisches Paar Augen", um den neuen Mindestkurs durchzusetzen. Noch notiert der Euro bei 1,08 Franken. Mit einem rasanten Anstieg auf 1,15 Franken muss ab sofort jederzeit gerechnet werden.
"In der Schweiz hat eine Deindustrialisierung eingesetzt, die Situation ist dramatisch", lässt sich Franz Jaeger, Wirtschaftspolitiker und Professor an der Universität St. Gallen, in der "Neuen Zürcher Zeitung" zitieren. "Die Nationalbank muss den Franken schwächen", fordert Jäger, der einen Euro-Wechselkurs von 1,15 Franken für gerade noch verkraftbar hält. Sollte sich SNB-Chef Jordan einem neuen Mindestkurs verweigern, könnte der Ruf in der Politik und Wirtschaft nach einem personellen Neuanfang bei der Notenbank lauter werden, sagt Jäger.
Wenn Jordan seinen Job behalten möchte, muss er offenbar schnell handeln. Was die Schweizer Wirtschaft derzeit am allerwenigsten gebrauchen kann, sind wochenlange Spekulationen über einen neuen Euro-Mindestkurs bei 1,15 Franken. Jordan hat einen weiteren Anreiz schnell zu handeln: Sollte er noch vor Jahresende den Euro auf 1,15 Franken heben, würde sich ein großer Teil der mit dem Ende der 1,20er-Stützgrenze eingefahrenen Verluste zum Bilanzstichtag 31.12.15 vorläufig in Luft auflösen.
Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik weiter lockern, werde das den Franken unter Aufwertungsdruck setzen, zitiert die Zeitung "Schweiz am Sonntag" Peter Buomberger, Chef-Volkswirt des einflussreichen "Think Tank" Avenir Suisse. Man müsse somit die Einführung eines neuen Mindestkurses in Erwägung ziehen, weil ansonsten die Anpassungskosten für die Schweizer Exportindustrie zu hoch wären.
Dass die Entscheidungsträger in der Schweiz bereit sind SNB-Chef Jordan auszuwechseln, sollte er sich weigern einen neuen Mindestkurs einzuführen, zeigt folgende Bemerkung: Jäger sagt, Jordan könne sich dem massiven Druck entledigen. Dazu müsste er "einen solid fundierte und glaubwürdig kommunizierte Anpassung der wechselkurspolitischen Strategie" vornehmen.
Im Klartext heißt das: Lege so schnell wie möglich einen neuen Euro-Mindestkurs bei 1,15 Franken fest, oder wir suchen uns einen neuen Chef für die Schweizerische Nationalbank.
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Schweiz bereitet neuen Euro-Mindestkurs bei 1,15 CHF vor
23.11.15
13:08