Die Gefahr eines Rückfalls des Euro-Franken-Kurs ist begrenzt. Unter dem Strich sieht es gar nicht so düster aus. Die in Aussicht gestellten Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) voraussichtlich parieren. Die SNB hat genügend Pfeile im Köcher. 2016 dürfte eine Schweizer Anleger-Horde die europäischen Aktienmärkte unsicher machen. Der Eurokurs hätte dann alle Chancen über 1,10 Franken zu klettern.
Es wird wohl auf der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung auf einen Senkung des Einlagenzinses hinauslaufen. Zwar ist auch eine Ausweitung beim notenpressenfinanzierten Ankauf von Staatsanleihen im Gespräch. Danach sieht es aber nicht aus. Der scheidende französische Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Christian Noyer, sagte bereits vor einigen Wochen, die monatlichen Käufe von 60 Milliarden Euro wären optimal. Eine Veränderung bräuchte es nicht.
Eine Senkung des Einlagenzinses wäre für die Deutsche Bundesbank wohl das kleinere Übel. Die deutschen Währungshüter könnte einer solchen Lockerung der Geldpolitik vielleicht sogar etwa Positives abgewinnen. Je tiefer der Zins sinkt, umso weniger profitabel sind die Geschäftsbanken. In Deutschland, das im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine extrem hohe Dichte von Bankfilialen hat, gäbe es möglicherweise eine Konsolidierung.
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Sollte die EZB den Einlagenzins von -0,20% auf beispielsweise -0,50% senken, könnte die SNB darauf wie folgt reagieren: Statt ihrerseits den Schweizer Einlagenzins von -0,75% auf beispielsweise -1,00% zu verringern, dreht sie an einer anderen Stellschraube. Sie verbreitert die Guthabenbasis, die vom Negativzins erfasst wird, auf 100%. Bisher wird der Negativzins auf ein Drittel aller Sichteinlagen in der Schweiz erhoben.
Die Verbreiterung der Guthabenbasis kombiniert mit Devisenmarktinterventionen (Euro-Stützungkäufen) könnte bereits ausreichen, um dem Euro-Franken-Kurs einen sanften Übergang ins nächste Jahr zu ermöglichen. 2016 würden sich globale Anleger auf europäische Aktien fokussieren, weil das Gewinnwachstum europäischer Unternehmen stärker ausfallen werde, als das von amerikanischen und asiatischen Unternehmen (ohne Japan). Das sagt der Chef der UBS-Vermögensverwaltungssparte in Singapur, Kelvin Tay, laut einer Bloomberg-Meldung.
"Put Some Money to Work" hieße es dann auch unter Schweizer Vermögensverwaltern. Mithilfe der in die Aktienmärkte des Euroraums fließenden Schweizer Gelder könnte der Eurokurs über das Hoch vom September 2015 bei 1,1050 Franken klettern.
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» Steigt der Euro mit "Put Some Money to Work" über 1,10 CHF?
Steigt der Euro mit "Put Some Money to Work" über 1,10 CHF?
19.11.15
06:37