Schwarzer Donnerstag Reloaded?
Momentan notiert der Eurokurs in einer Handelsspanne zwischen 1,07 und 1,09 Franken. Daran dürfte sich bis zu der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 3. Dezember 2015 nicht viel ändern. Nach der Mindestkurs-Aufhebung vom 15. Januar 2015 könnte es der zweite "Schwarze Donnerstag" werden. Angetrieben von den südeuropäischen Notenbankchefs wird die Draghi-EZB die Geldpolitik voraussichtlich so weit lockern, wie irgend möglich.
Retourkutsche der Club-Med-Länder
Die auf dem Höhepunkt von Merkels Sparpolitik ernannten Notenbankchefs von Italien und Spanien, Visco und Linde, haben noch eine Rechnung mit Deutschland offen. Nach ihrem ökonomischen Verständnis sind Merkel und ihrer früherer Berater, der jetzige Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, maßgeblich daran Schuld, dass ihre Länder so tief in die Rezession rutschten. Visco wurde von Berlusconi kurz vor dessen Ausscheiden aus der Politik ernannt. Der Milliardär freut sich gerade darüber, dass die EZB italienische Staatsanleihen zu überhöhten Preisen kauft, die er während der Krise billig zeichnete.
Draghis "Moment of Truth"
Dass auch EZB-Chef Draghi Deutschland leiden sehen will, dafür sprechen zwei Beobachtungen: Zum einen erwähnte das EZB-Direktorium zuletzt immer wieder, dass man es mit der Sparpolitik wohl etwas übertrieben habe. Zum anderen gab es im August 2014, auf dem elitären Treffen von Notenbankern in Jackson Hole, einen Wendepunkt. Draghi forderte seinerzeit von Ländern mit finanziellem Spielräumen (gemeint war Deutschland) Konjunkturpakete aufzulegen. Am nächsten Tag soll ihn Merkel wütend angerufen haben, um sich zu erkundigen, ob er noch hinter der Sparpolitik stehe. Sie soll ihm gesagt haben, dass Konjunkturpakete nicht in Frage kämen.
Draghi gab Merkel damals gewissermaßen die Wahl: Entweder du tust etwas für die Konjunktur, oder ich übernehme diesen Part mit meiner Notenpresse.
Wohin segelt der EUR/CHF-Kurs 2016?
"Zumindest kurz- bis mittelfristig dürfte der Franken zum Euro wieder etwas Boden gutmachen, so dass das Paar sich zurück Richtung 1,05 CHF bewegen könnte, schreibt die in Zürich ansässige DZ Privatbank. Die Bayerischen Landesbank sieht den Euro im Februar 2016 bei 1,08 Franken notieren. Die Devisenexperten der Commerzbank rechnen bis März 2016 mit einem Rückgang auf 1,04.