Den EUR/CHF-Kurs erwartet ein heißer Tanz
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Den EUR/CHF-Kurs erwartet ein heißer Tanz

Der Euro schwächt sich zum Franken so stark ab wie seit drei Monaten nicht mehr. Der Eurokurs sinkt in 36 Stunden von 1,0935 auf 1,08 Franken (-1,25%). Damit zerschlägt sich die Hoffnung, dass der Wechselkurs die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) einigermaßen unbeschadet übersteht. Mario Draghi werde auf eine Abschwächung des Euros pochen, sagt ein einflussreicher italienischer Banker.

"Ich glaube Mario Draghi wird die Quantitative Lockerung (Ankauf von Staatsanleihen) erhöhen, weil das Ziel eine Abwertung des Euros zum US-Dollar ist." Das sagte Carlos Messina, Vorstandsvorsitzender der italienischen Bank Intesa Sanpaolo, 24 Stunden vor der EZB-Sitzung dem Finanzsender CNBC. Der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB sei schon jetzt ein Erfolg. Die Käufe müssten aber noch ein Jahr weitergehen, damit es auch ein gutes Endergebnis gebe, so Messina.


Mario Draghi ist seit vier Jahren EZB-Präsident. Alle seine Entscheidungen, egal ob Whatever-it-takes, Langfristkredite, Zinssenkungen oder Wertpapierkäufe haben eine Gemeinsamkeit: Italien profitiert. Es hat noch nie einen EZB-Präsidenten gegeben, der für sein Heimatland so viele Kastanien aus dem Feuer geholt hat. Insofern wäre es keine Überraschung, sollte Draghi trotz guter Wirtschaftslage ein Lockerungspaket schnüren, das die Erwartungen übertrifft.

Selbst der frühere Ministerpräsident Italiens, Enrico Letta, verweist auf die Maßnahmen der Notenbank. Angesprochen darauf, dass Italiens Konjunktur unter dem aktuellen Premier Matteo Renzi besser in Schwung gekommen sei, antwortete Letta: Der Aufschwung Italiens habe weniger mit Renzis Reformen, sondern vielmehr mit den umfangreichen Lockerungen der EZB zu tun.

Wie reagiert der EUR/CHF-Kurs?
  • Das erste Mal knistert es am Donnerstag um 13:45 Uhr, wenn der Zinsentscheid des EZB-Rates veröffentlicht wird. Bei eine Senkung des Einlagenzinses auf lediglich -0,30% dürfte der Euro sowohl zum Franken als auch zum Dollar stärker werden. Sollte Draghi mit dem Satz auf -0,40% oder -0,50% nach unten gehen, müsste sich die Gemeinschaftswährung warm anziehen. Ferner könnte die EZB für einen Paukenschlag sorgen, indem sie den Leitzins senkt (aktuell: 0,05%).

  • Zum zweiten Mal knistert es um 14:30 Uhr, wenn Draghi die mit neuen Inflations- und Wachstumsprognosen gespickten "Einleitenden Bemerkungen" zu Beginn der Pressekonferenz vorliest. Möglicherweise gibt es eine zweite Pressemitteilung über eine Aufstockung der Anleihekäufe auf 80 Milliarden Euro pro Monat. Der Euro könnte sich dann glücklich schätzen, über 1,07 Franken zu bleiben.

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