Der Eurokurs pendelt sich nach dem EZB-Enttäuschungs-Entscheid bei 1,0880 Franken ein. Dass Mario Draghi den Euro-Liebhabern und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein so großes Weihnachtsgeschenk macht, damit hatte kaum jemand gerechnet. SNB-Chef Thomas Jordan kann nun auf Sicht fahren. Eine Zinssenkung scheint nicht erforderlich, um den Euro über 1,10 Franken zu navigieren.
Was steckt hinter Draghis Bauchplatscher? Der EZB-Präsident ist angeschlagen. Anders als seine Vorgänger Trichet und Duisenberg, ist Draghi nicht in der Lage einen einstimmigen Entscheid im EZB-Rat hinzubekommen. Besonders bitter: Selbst das schlanke Lockerungspaket, das weit hinter den Erwartungen zurückbleibt und ein Kompromiss hätte sein können, haben nicht alle EZB-Mitglieder abgesegnet.
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An den Finanzmärkten werden Draghis Worte voraussichtlich an Bedeutung verlieren. Der Italiener hat in den vergangenen sechs Wochen Spekulationen über eine Aufstockung des Kaufprogramms von Staatsanleihen ins Kraut schießen lassen, und dann nicht geliefert. Die Zeiten, als er mit einer simplen "Whatever-it-takes"-Ankündigung auskam, dürften erst einmal vorbei sein.
Draghis Entmachtung ist eine gute Nachricht für jene Marktteilnehmer, die einen Anstieg des Euros zum Franken herbeisehnen. Die SNB kann - sie muss aber nicht - den Einlagenzins in der Schweiz senken, um den Eurokurs nahe 1,10 Franken zu halten. Mit einigen gezielten Nadelstich-Interventionen ließe sich wohl das gleiche Ergebnis erzielen.
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EUR/CHF auf festem Fundament - Draghi wackelt
04.12.15
12:52