Der Euro belässt es bei einem kurzen Ausflug unter 1,08 Franken. Inzwischen geht es wieder nach oben, was auf drei Gründe zurückzuführen ist: Erstens: Anhaltend gute Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Zweitens: EZB-Chef Mario Draghi wird nicht mehr für voll genommen. Drittens: Die Schweizer Notenbank schaufelt jeden Monat zwei Milliarden Franken, um den Euro zu stützen.
Die Konjunkturdaten hellen sich weiter auf. Vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Indikatoren für Deutschland und den Euroraum legten im Dezember erneut zu, wie das Forschungsinstitut am Dienstag mitteilte. Am Montag meldete Eurostat, dass die Industrieproduktion in den Euroländern im Oktober um 0,6% höher lag als im September. Der Anstieg fiel doppelt so stark aus wie Bankvolkswirte erwartet hatten.
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Sollten die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Inflation anzuheizen, werde man noch mehr tun, sagte Draghi am Montag bei einer Rede in Bologna. Eine solche Bemerkung hätte den Euro vor einem Monat noch auf eine Talfahrt geschickt. Inzwischen nimmt der Eurokurs den Italiener nicht mehr allzu ernst. Anstatt zu sinken, steigt der Euro mit 1,1060 Dollar auf den höchsten Stand seit anderthalb Monaten. Der EUR/CHF-Kurs klettert von 1,0765 auf 1,0845.
Draghi hat eine neue Baustelle: Die von ihm früher geleitete italienische Notenbank steht im Verdacht 51 Milliarden Euro über die Notenpresse hergestellt zu haben, um damit Anleihen und andere Wertpapiere zu kaufen. Ein solches Vorgehen ist jedoch gemäß den Euro-Verträgen grundsätzlich verboten. Es ist ein weiterer Kratzer in der Glaubwürdigkeit des EZB-Präsidenten und der Institution, der er vorsteht.
Es lässt sich inzwischen mit Fug und Recht behaupten, dass jemand wie Draghi aufgrund seines Werdeganges in den USA niemals Chef der Notenbank geworden wäre. Es tauchen immer wieder Ungereimtheiten auf: Seine Rolle im italienischen Finanzministerium bei der Euro-Einführung, dem Skandal um die italienische Bank Monte dei Paschi und seinem Wirken bei Goldman Sachs während Griechenlands erschummelten Euro-Beitritt sind einige der bekanntesten.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe seit August Monat um Monat zwei Milliarden Franken zur Stützung des Euros ausgegeben, sagen die Devisenexperten der Credit Suisse. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich der Euro bei einem drohenden Rückfall unter 1,07 Franken wie von magischer Hand stets auf 1,08-1,10 Franken erholen kann.
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Nicht von Rückfall auf EUR/CHF 1,0765 täuschen lassen
15.12.15
12:27