Die Europäische Zentralbank (EZB) verliert ihre Wette gegen die Konjunktur. Mario Draghi und sein Stellvertreter Vitor Constancio schaffen keine Überraschung, signalisiert der Devisenmarkt. Das südeuropäische Präsidenten-Duo läuft sogar Gefahr, dass der Schuss nach hinten los. Der Eurokurs steigt mit 1,0935 Franken auf den höchsten Stand seit sieben Wochen.
Weil die wirtschaftliche Lage in der Eurozone weiter angespannt wäre, erwäge man neue Lockerungen der Geldpolitik, hatte Draghi nach der letzten Sitzung EZB-Rates im Oktober signalisiert. Inzwischen hat sich die Lage erheblich verbessert. Zentrale Konjunkturdaten deuten daraufhin, dass die Wirtschaft im Euroraum momentan mit einer aufs Jahr hochgerechneten Wachstumsrate von knapp 2% expandieren dürfte.
Die Arbeitslosigkeit im Währungsraum ging im November entgegen den Erwartungen der Analysten zurück, wie Eurostat zum Monatsauftakt mitteilte. In der Industrie gab es die stärksten Zuwächse bei Produktion und Auftragseingang seit anderthalb Jahren, meldete das Forschungsinstitut Markit.
Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) in einem solch positiven Umfeld eines der stärksten Lockerungsprogramme ihrer Geschichte beschließen, was käme dann erst bei einem wirtschaftlichen Abschwung, fragen sich Kritiker. Die EZB müsse aufpassen. Eine zu aggressive Lockerung könne als Panik-Aktion aufgefasst werden.
Investoren würden ihre wohlgesonnen Analysen über den Euroraum noch einmal auf den Prüfstand stellen. Sollten sie zu dem Ergebnis kommen, dass die eigentlichen Beweggründe des italienischen EZB-Präsidenten Draghi und des portugiesischen EZB-Vizepräsidenten Constancio darin liegen, ihren hochverschuldeten Heimatländern unter die Arme zu greifen, wäre die schwelende Eurokrise wieder da.
Das südeuropäische Präsidenten-Duo hat ein geldpolitisches Spinnennetz geschaffen, in dem es sich allmählich verfängt. Die einzelnen Maßnahmen beginnen sich gegenseitig aufzuheben.
Hinzu kommt, dass Draghis Weichwähruns-Strategie nicht aufgeht. Die von der EZB betriebene Abschwächung des Euro führt dazu, dass Deutschlands exportlastige Wirtschaft kräftig wächst. Frankreich und Italien hinken immer noch hinterher. Beide Länder sind meilenweit davon entfernt, das Mehrwachstum Deutschlands der letzten Jahre auch nur ansatzweise aufzuholen.
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Präsidenten-Duo verfängt sich im eigenen Spinnennetz
02.12.15
06:44