Den Euro zieht es in luftige Höhen, nachdem EZB-Chef Mario Draghi seinen Deutschen Dauer-Nörglern die Leviten liest. Er steigt mit 1,1010 Franken auf den höchsten Stand seit viereinhalb Monaten. Jetzt muss die Gemeinschaftswährung Farbe bekennen: In Anbetracht europäischer Dauer-Krisen lauern viele Marktakteure nur darauf, ihre Euros zu den gestiegenen Kursen in Franken einzutauschen. Die Banken sind momentan das Zünglein an der Waage.
Von einer Enteignung deutscher Sparer seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) könne keine Rede sein, sagte Draghi am Montagabend auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Börse. Die Verzinsung einer typischen Geldanlage eines privaten Haushaltes in Deutschland habe seit 2008 im Schnitt bei 1,5% gelegen. "Das ist natürlich niedriger als im Durchschnitt der Jahre vor der Finanzkrise, aber es ist auch keineswegs eine Enteignung der Sparer", so Draghi. Die 1,5% ist keine Berechnung Draghis. Sie stammt aus einem Monatsbericht der Deutschen Bundesbank.
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Der Sprung des Euros über 1,10 Franken ist bisher kein Selbstläufer. Aber vielleicht wird er das noch, sollte sich die Stimmung an den Finanzmärkten verbessern. Im Fokus stehen derzeit die Banken aus dem Euroraum. Sie kommen aufgrund des seit wenigen Wochen gültigen Bail-In Regelwerkes, wonach künftig Anteilseigner, Fremdkapitalgeber und Sparer mit Einlagen über 100.000 Euro eine marode Bank retten müssen, unter Verkaufsdruck.
Viele Geldhäuser, wie Deutsche Bank, Commerzbank und italienische Banken, waren schon vor der Neuregelung chronisch ertragschwach im Vergleich zur angelsächsischen Konkurrenz. Die Aktionäre haben bereits gelitten und sehen nicht ein, warum sie in Kauf nehmen sollen, bei einer Bankenpleite alles zu verlieren. Das Ergebnis ist ein Ausverkauf. Inzwischen sind die Aktienkurse aber so tief gefallen, das es Erholungspotential gibt.
Und genau darin dürfte eine Chance für den Euro bestehen, seine Kursgewinne weiter auszubauen. Sollten die Banken Vertrauen zurückgewinnen, würde das die Finanzmärkte beruhigen und vermutlich den Euro-Franken-Kurs auf kurze Sicht noch ein Stück weit höher tragen. Auf mittlere Sicht bleibt der Wechselkurs allerdings nicht zuletzt wegen Schuldenkrise, EU-Binnennmarktkrise und fauler Kredite im Bankensektor einsturzgefährdet. Charttechniker weisen auf eine in der Schwebe liegende Bildung einer Doppel-Top-Formation hin, gefolgt von einem Rückfall auf 1,0750.
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Es beginnt zu knistern: Euro klettert auf 1,1010 Franken
26.01.16
11:22