Schlägt jetzt die Stunde des Euros? Der Börsenschock ist fürs erste verdaut, die Risikobereitschaft der Investorenwelt steigt wieder. Auch die Reaktion auf einen zweistelligen Milliardenverlust der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist ein Indiz dafür, dass es für den Eurokurs Richtung 1,10 Franken geht. Die blutige Nase der SNB zeigt: Der Euro steht auf eigenen Beinen.
Die chinesische Währung Yuan macht ein wenig Boden gut, die Aktienmärkte im Reich der Mitte schließen mit Kursgewinnen. Eine Börsenregel, die den Handel von Aktien bei einem Minus von 7% aussetzt, wird gestrichen. Gemäß Marktbeobachtern habe diese Regel den weltweiten Börsencrash, bei dem 2,5 Billionen Dollar an Wert vernichtet wurde, verschärft.
Die Schweizerische Nationalbank fährt einen Verlust von 23 Milliarden Franken ein. Der Löwenanteil des Jahresverlustes geht auf das Konto der Mindestkurs-Maßlosigkeit. Weil die SNB den Euro jahrelang künstlich über 1,20 Franken hielt, um ihn dann im Januar 2015 einfach abstürzen zu lassen, fallen 20 Milliarden Franken an Wechselkursverlusten an.
Der Steuerzahler hat für solche Verluste kein Verständnis. Sollte die 109-jährige SNB an ihren Spekulationen mit Währungskursen zu Grunde gehen, müsste sie mit frischen Steuergeldern ausgestattet werden. Das ist ein Alptraum-Szenario für Notenbankchef Thomas Jordan. Denn frische Steuergelder gingen mit einem erhöhten Kontrollbedürfnis Hand in Hand. Die Unabhängigkeit der Notenbank wäre dahin.
Insofern dürfte Jordan dazu gewogen sein 2016 nicht zu sehr ins Risiko zu gehen. Die Bereitschaft den Euro-Franken-Kurs notenbankseitig zu stabilisieren, sollte daher geringer ausgeprägt sein als im letzten Jahr. Für den Euro-Franken-Kurs ist diese Aussicht allerdings unproblematisch. Der vor einem Jahr in den freien Markt entlassende Wechselkurs steht inzwischen auf eigenen Beinen.
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Euro kommt ohne das dicke Scheckbuch der Schweiz aus
08.01.16
11:46