Für den EUR/CHF-Kurs blinken die Alarmsignale
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Für den EUR/CHF-Kurs blinken die Alarmsignale

Die Lage beim EUR/CHF-Wechselkurs spitzt sich zu. Denn in dieser Woche wird sich voraussichtlich entscheiden, ob das Devisenpaar den Sprung über die Marke von 1,10 schafft. Aber selbst wenn das gelingen sollte, laufen die Käufer des Euros Gefahr in eine extrem undankbare Bullenfalle zu tappen. Südlich des Brenners tickt eine Zeitbombe.

Fünfmal prallte der Euro in den letzten zehn Tagen bei 1,0970-1,0990 Franken zurück. Das ist ein klares Signal dafür, dass den Käufern der Gemeinschaftswährung die Munition ausgeht. Die Bullenfalle steht kurz davor zuzuschnappen. Hintergrund ist eine falsche Annahme der Käufer: Sie interpretieren die seit einem Jahr anhängige Erholung des Euro-Franken-Kurses als Trendwende.


Zu Jahresbeginn sah es tatsächlich so aus, als ob der Euro steigen könnte. Doch je länger die Turbulenzen an den Finanzmärkte andauern, umso schwieriger wird es. Aktuell sind es die italienischen Banken, die viel Sorge bereiten. Sie sitzen auf faulen Krediten von 200 Milliarden Euro. Das ist zumindest der Fehlbetrag, den sie offiziell einräumen. Es würde wohl niemanden verwundern, wenn in Wirklichkeit eine doppelt so hohe Summe für Italiens Banken im Feuer stünde.

"Wenn man die Situation der italienischen Banken rational bewertet, gibt es keinen Grund, eine Krise in diesem Bereich zu fürchten", erklärt der Generaldirektor der italienischen Notenbank, Salvatore Rossi, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Solche Aussagen seien kontraproduktiv. Was rational und irrational sei, liege ohnehin im Auge des Betrachters, sagen Kritiker. Das Problem sei immer das gleiche: Die Banken und ihre Aufsehr machten nicht reinen Tisch und versuchten die Bilanzen so lange, und so gut wie es geht, aufzuhübschen. Die Lage in Italien erinnert an die monatelangen Hängepartie in Spanien mit der Bankia-Großsparkasse vor genau vier Jahren.

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"In Europa ist die Wirtschaft so stark von den Banken abhängig, dass es ein riesiger Fehler war, die Finanzinstitute so lange so schwach und unterkapitalisiert zu lassen. Wir haben dafür einen hohen Preis gezahlt", sagte der früherer Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, bereits im November 2015 im Gespräch mit "Spiegel Online".

US-Vermögensverwalter weisen immer wieder darauf hin, dass es in Europa einen Kodex gibt, unangenehme Fragen erst gar nicht zu stellen. Das gelte vor allem für den südlichen Teil.

Insgesamt sieht es schwer danach aus, dass der Anstieg des Euros von 1,00 Franken auf 1,10 Franken auf Sand gebaut ist. Es handelt sich offenbar nicht um eine Trendwende - also einen Übergang von dem jahrelang vorherrschenden Abwärtstrend in einen Aufwärtstrend. Wer jetzt den Euro kauft, läuft deswegen Gefahr in eine klassische Bullenfalle zu tappen. Der Abwärtstrend könnte als nächstes wieder das Kommando übernehmen.

Eine neue Stärkephase des Schweizer Frankens wäre in Anbetracht einer sich auf breiter Front erholenden Schweizer Wirtschaft auch aus fundamentaler Sicht nicht ungerechtfertigt.